Biografie von Rolf Pfister in Zürich


Im Ruhestand

Die Baugenossenschaft ersetzte ihre Siedlung Zürich-Affoltern durch einen kompletten Neubau mit Minergie-Standard. Da unsere Wohnung in der 2. Etappe war, konnten wir 2010 direkt in eine 120 Meter entfernte neue Wohnung umziehen und unsere alten Räume ohne Reinigung verlassen. Wir mieteten 2½-Zimmer im Hochparterre mit Abendsonne, Wohnfläche 70² für monatlich 1160 Franken inklusive Nebenkosten, Bodenheizung und Glasfaser-Anschluss EWZ. Küche mit Glaskeramik-Kochfeld, Backofen, Kühlschrank, Tiefkühler, Abwaschmaschine, zusätzlich von uns Einbau-Steamer, Kaffeemaschine. Grosse Terrasse (24²) mit Zugang aus Wohnzimmer und Küche, Kellerabteil, Velo-Raum, Benutzung von Waschküche mit 2 Maschinen mit Tumbler sowie einem belüfteten Trocknungsraum. Wir kauften aber eine eigene Waschmaschine und Tumbler für den vorhandenen Anschluss im Badezimmer. Der Auto-Abstellplatz in der Tiefgarage kostete monatlich 145 Franken. Unser Anteilschein an der Genossenschaft, ein Wertpapier, musste nachzahlend erhöht werden auf neu 8000 Franken.

Neubau Baugenossenschaft
Neubau Baugenossenschaft Zürich-Affoltern

Getragen von unserer Absicht, zusammen alt zu werden, mieteten wir mit 2½ Zimmern die kleinste der möglichen Einheiten, barrierefrei, damit nach den Vermietungs-Bedingungen auch eine Person allein in der Wohnung verbleiben kann und nicht im Alter noch einmal umsiedeln muss wegen Unterbesetzung.

Durch ihre Tätigkeit im Globus-Kundendienst verlor meine Frau die Abneigung vor Computer-Bildschirm und Tastatur und konnte sich nun zu Hause selbständig im Internet bewegen. Von unseren Kindern erhielten wir deren ältere I-Phone-Modelle, wenn sie für sich ein neues Mobil-Telefon kauften. Ab 2008 waren wir beide Social-Media tauglich, mit eigenem Profil präsent auf Facebook, dazu später auch WhatsApp. Für Handy, Computer und Bancomat verwenden wir beide dasselbe Passwort. Wir nutzten auch die fortschreitende Online-Digitalisierung, wenn möglich, nach unserem Bedarf.

Nachdem 2015 meine Frau mit 64 pensioniert worden war, liess ich mich 2017 mit 64 vorzeitig ebenfalls pensionieren. Die von uns schon lange vertretene Meinung, bei gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsmitteln müssten AHV-Rentner nicht mehr zwingend Auto fahren, setzten wir in Tat um und verzichteten fortan auf den Besitz eines eigenen Fahrzeugs.

Fahrzeuge von 1971 bis 2017
Meine 24 Fahrzeuge von 1971 bis 2017

Seither leben wir von unseren AHV-BVG-Renten und bewegen uns innerhalb der Stadt Zürich mit einem VBZ-Jahres-Abo, ausserhalb mit dem SBB-Halbtax-Abonnement.

Als Kind etwa in der 4. Schulklasse begann ich mit dem Sammeln von Schweizer Briefmarken und behielt das bei bis heute mit einem PTT-Abonnement. Das Einordnen im selber erstellten Album verschob ich dann aber schon früh auf die Zeit nach meiner Pensionierung. Bloss, jetzt im Ruhestand habe ich irgendwie momentan kein Interesse mehr an meinen gelagerten Briefmarken.

Bereits die letzten drei gemeinsamen Ferien mit unseren Kindern verbrachten wir nicht mehr mit Zelt auf dem Campingplatz, sondern in einem Hotel in Lido di Jesolo. Seither buchen wir zu Zweit immer im gleichen Hotel Cambridge, direkt am Strand. Haupt-Kriterium unserer Wahl ist, nebst dem guten Essen in Halb-Pension, der grosse Pool mit Liegen, die fest reserviert werden können und mit 3 Euro pro Tag bezahlt werden müssen. Der Badebereich ist zum Strand mit Gitterstäben abgegrenzt und die Türe verschlossen. Am Strand sind die Liegen des Hotels kostenlos zur freien Verfügung, dort werden die vordersten Plätze ab 6 Uhr früh mit Tüchern besetzt. Zum Frühstück und Mittagessen sind wir im Freien am Pool. Abendessen im klimatisierten Speisesaal mit Bedienung, das Menü wird am Vortag aus einer reichen Auswahl von uns vorbestellt.

Ohne Auto reisen wir jetzt mit dem Flugzeug, SWISS Economy, Zürich - Venedig 60 Minuten Flug, retour mit Gepäck 150 Franken/Person und von dort mit dem Shuttle-Bus, 40 Minuten Fahrt für 6.70 Euro/Person mit Gepäck, nach Lido di Jesolo. Die Fahrt mit zwei Koffern zum Flughafen und zum Hotel im Taxi, in Zürich 50 Franken, in Jesolo 20 Euro pro Fahrt.

Wir reisen und reisten selten, auch jetzt im Ruhestand bleiben wir meistens in unserer Umgebung, also im Raum Zürich. Mehrmals waren wir jeweils 2 Nächte in Venedig, das Hotel möglichst nahe beim Markusplatz oder in Flims im Wellness-Hotel Adula. Einerseits mag meine Frau nicht lange am gleichen Platz sitzen, ich bin ohnehin am liebsten zu Hause und andererseits stören wir uns zunehmend an der multikulturellen Zusammensetzung und dem von uns als Belästigung empfundenen Geschwätz, oft fremdsprachig, mit oder ohne Handy, von Mitreisenden so nahe im gleichen Raum des öffentlichen Verkehrs. Nach Möglichkeit lösen wir darum einen 1. Klasse-Wechsel in der Bahn und meiden die städtischen Verkehrsbetriebe im Hochbetrieb.

Während der Sommer-Monate sind wir bei schönem Wetter fast täglich im öffentlichen Freibad am Katzensee zum Mittagessen am Kiosk und anschliessendem Schwimmen. Ausser an Wochenenden, da platzt der beliebte Ort aus allen Nähten durch zu viele Besucher. Die drei Kilometer Fussweg zurück dienen ebenfalls unserer körperlichen Ertüchtigung. Auf dem Hinweg nehmen wir den Bus, von der Endhaltestelle Mühlacker sind noch 800 Meter zu gehen.

zusammen ins Alter
In Rente zusammen ins Alter

Meine Frau und ich werden zusammen älter und haben beide kein Problem damit. Noch küssen und streicheln wir uns gerne. Jeden Morgen, wenn der oder die Zweite ebenfalls aufsteht, umarmen wir uns und bestätigen, dass wir uns lieb haben. Wir leben jetzt seit 44 Jahren zusammen und kennen einander in- und auswendig. Unsere sexuelle Partner-Aktivität ist schon seit Jahren sanft entschlafen. Als meine Frau keine Lust mehr hatte, meine Nähe zu suchen und mich nicht mehr kraulte im Schritt, liess ich sie einfach in Ruhe. Wenn sich beide Körper durch altern verändern, ist irgendwann auch mal gut in einer Ehe mit bis heute rund sechzehntausend gemeinsamen Nächten im gleichen Bett.

Ich habe schon seit der Pubertät nebst dem partnerschaftlichen Sex durchgehend bis heute auch zusätzlich alleine selber Hand angelegt. Die ärztliche Empfehlung für die Männer zur Reduktion des Risikos von Prostata-Krebs seien 3-5 Samenergüsse pro Woche, da bin ich noch gut dabei. Zusätzlich esse ich ab und zu Kürbis-Kerne zur vorbeugenden Pflege der Prostata.

Bis heute ohne gesundheitliche Einschränkungen gehen wir auf die Siebzig zu. Meine Frau geht auch nach der Entfernung ihrer Gebärmutter, 2010 mit 59 wegen einem Myom, zur jährlichen frauenärztlichen Kontroll-Untersuchung und regelmässig zum Hausarzt für ihre Medikamente zur Regulierung des Blutdruckes. Ich nehme überhaupt keine Medikamente und gehe schon immer nie zum Arzt. Meine Frau setzt für meinen Blutdruck jeden Abend kalt eine Tasse Mistel-Tee an für den nächsten Morgen. Seit nunmehr 50 Jahren ziehe ich täglich den Nikotin-Rauch von bis zu zwei Packungen Zigaretten à zwanzig Stück in meine Lungenflügel und lese einigermassen amüsiert die neumodisch gesetzlich vorgeschriebene Warnung auf der Schachtel, das sei tödlich.

Allerdings, die von Statistik nachweisbare Verkürzung der Lebenserwartung durch das Rauchen wurde mir dann 2021 bestätigt. Ohne die notfallmässige Überführung mit Blaulicht, Dank meiner Frau, zum medizinischen Eingriff im Herz-Zentrum wäre ich im Alter von 68 Jahren verstorben an einem schweren Vorderwand-Herzinfarkt wegen Arterienverkalkung. Schwer deshalb, weil jeder zweite Infarkt dieser Art tödlich sei. Ursache war ein Totalverschluss der Riva-Korona-Arterie, welcher mit dem Setzen von Stents wieder aufgehoben werden konnte. Nach dem Infarkt habe ich keine einzige Zigarette mehr angezündet; problemlos.

Dem Alkohol sind wir beide nicht abgeneigt, wobei mir auch nichts fehlt, wenn ich diesen zeitweise nur jeden Sonntag oder gar nicht konsumiere.

Zurzeit sind wir beide gegen ein Leben im Altersheim, wir werden noch so lange wie möglich zusammen am jetzigen Ort verbleiben. Meine Frau wollte schon Mitglied werden bei der Sterbe-Organisation Exit, ich meinte, das wäre gar nicht nötig und erkundete mit Suchmaschinen im Internet die schmerzlosen Möglichkeiten zum selbst bestimmten Abgang ohne Bevormundung durch Ärzte, wie mit Kohlenmonoxid und dergleichen mehr. Nachdem meine Mutter mit 93, bereits bettlägerig, nach einem leichten Schlaganfall 2020 den Freitod mit der Sterbehilfe-Organisation Exit verlangte und dafür als neues Mitglied 3'700 Franken bezahlen musste, haben wir uns beide bei Exit angemeldet, weil deren Dienstleistung nach seit drei Jahren bestehender Mitgliedschaft kostenlos wird. Der jährliche Beitrag beträgt 45 Franken inklusive Online-Zugang zur Patientenverfügung.

Die Kinder wissen, wo unsere Patienten-Verfügungen, Vorsorge-Aufträge und alle notwendigen Passwörter aufbewahrt sind, für den Fall der Fälle.