Kelten und Druiden in der Schweiz


Das keltische Ei

[Schlangenei, Weltei, Stein der Weisen]

Drachenstein
Der Drachenstein vom Pilatus

Das einzige Zeugnis findet sich bei Plinius d. A. und wird vermutlich falsch ausgelegt als Hinweis auf eine Kosmologie (Ursprung und Entwicklung der Welt) der Kelten.

Plinius erwähnt [eine Art Ei, von dem bei den Griechen nirgends die Rede ist, das aber bei den Galliern weithin bekannt ist. Im Sommer bündeln sich unzählig viele Schlangen mit Hilfe des Speichels ihrer Mäuler und der Sekrete ihrer Körper zu einer harmonisch gerollten Umarmung. Dieses Bündel wird Schlangenei genannt. Nach Aussagen der Druiden kann dieses Ei durch Pfiffe zu einem Sprung bewegt werden, und man muss es, bevor es wieder zu Boden fällt, in einem Mantel auffangen. In diesem Augenblick muss derjenige, der es auf diese Art gereizt hat, sich eilends auf sein Pferd schwingen und fliehen, denn die Schlangen verfolgen ihn und können nur durch die Barriere eines Flusses aufgehalten werden. Man erkennt dieses Ei daran, dass es wider die Strömung auf dem Wasser treibt und selbst dann weitertreibt, wenn es an Gold gebunden ist. Die Raffiniertheit der Druiden im Tarnen ihrer Täuschungen ist so gross, dass sie behaupten, man könne nur während einer bestimmten Phase des Mondes in Besitz dieses Eies gelangen, so als wäre es möglich, diese Handlung mit dem menschlichen Willen in Einklang zu bringen. Ich habe das Ei selbst gesehen: Es hat die Grösse eines mittelgrossen runden Apfels und seine Schale ist so knorpelig wie das Armgewirr des Kraken.] (Hist. Nat. XXIX, 52)

Die meisten Interpreten dieses Textes seien der Ansicht, dass es sich bei dem hier beschriebenen Schlangenei um einen versteinerten Seeigel handeln muss. Diese Auffassung werde durch archäologische Funde bestätigt. Der beschreibende Plinius war aber Naturforscher und konnte mit einiger Sicherheit einen fossilen Seeigel von einem unversteinerten unterscheiden. Er beschreibt jedoch ein Ei, welches er mit eigenen Augen gesehen haben will, und seine Beschreibung passt nicht zur Beschreibung eines fossilen Seeigels.

Einen konkreten Hinweis gibt es aber von den insel-keltischen Kopfjägern. Jene spezielle Art, mit abgeschlagenen Köpfen einen Sieg zu dokumentieren, war in Irland nicht nur genau so üblich wie auf dem keltischen Festland, sie beinhaltete auch einen Brauch, von dem die klassischen Autoren noch nichts wussten. Ulsterleute bewahrten als heimische Trophäen nämlich keineswegs die Schädel ihrer Opfer auf, sondern nur deren Gehirn, nachdem sie es vorher mit Gips zu einer kleinen Kugel geformt hatten, berichtet Gerhard Herm in seinem Buch [Die Kelten].

Bei dem keltischen Ei, welches Plinius mit eigenen Augen gesehen hat, handelte es sich demnach mit einiger Wahrscheinlichkeit um das getrocknete und behandelte Gehirn eines Toten, und nicht um ein aus vielen lebendigen Schlangen gebildetes Schlangenei als Knäuel.

Dass Plinius das dahinter stehende Ritual nicht verstehen konnte, erschliesst sich von selbst. Von der Praxis der präparierten Gehirne haben alle antiken Autoren gar nichts bemerkt (sie schreiben nur von düsteren Kulten der Druiden in der Abgeschiedenheit der Wälder).

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