Geist im modernen Weltbild


Rassismus

Minderwertigkeitsgefühl Humanität

Mit zu den schwierigsten Bezugspunkten im Gesamtzusammenhang gehört die Einordnung der eigenen Existenz in die mittlerweile nach mehreren Milliarden gezählten Menschheit. Die Naturwissenschaft hat mit dem Begriff der Rasse als Verschiedenheit in der Biologie keine Probleme, was aber nicht bedeutet, dass ein Wissenschaftler kein Rassist im politisch verstandenen Sinn sein könnte.

Die Einteilung der Spezies Mensch in theoretische Rassen oder Unterarten sei aus wissenschaftlicher Sicht heute völlig überholt. Die sichtbaren Unterschiede von Menschen aus verschiedenen Kontinenten führen nicht zu objektiv abgrenzbaren Gruppen, weil die Übergänge fliessend seien. Zur Beschreibung der individuellen Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe sei heute (2018) allgemein die Bezeichnung Ethnie üblich. In diesem ethnisch begründeten Sinn ist auch der von mir, weil genauer, nach wie vor verwendete Begriff der Rasse zu verstehen.

Da es sich hier um einen äusserst vielfältig verworrenen Ausdruck eines mehrschichtigen Zusammenhanges zu handeln scheint, empfiehlt sich eine ausführlichere Annäherung. Auf der biologischen Ebene sind alle Menschen Angehörige der Menschheit als Gattung. Die unschuldige Freude eines fremden Kleinkindes beispielsweise löst bei jedem gedanklich gesunden Erwachsenen unabhängig der Hautfarbe oder Kultur das gleiche Gefühl aus wie bei einem eigenen Kind, weil die Mimik aller Menschen dieselbe ist, unabhängig ihrer Zugehörigkeit zu einer Ethnie und/oder Rasse.

In diesem biologischen Sinn, aber eben nur in diesem, sind alle Menschen Gleiche unter Gleichen, die sich im Konkurrenzkampf der Selektion aus der Vielfalt durch Fortpflanzung am Leben erhalten müssen. Wichtig ist nun das sich dessen bewusst sein [nicht gleich der ideologischen Behauptung vom Sein mit der Metapher Bewusstsein], dass zwischen einer Gattung und einer Rasse als Teil einer Gattung ein Unterschied besteht. In der zoologischen Klassifikation gehört der Mensch zur Klasse der Säugetiere, zur Ordnung der Primaten und zur Familie der Hominiden. Erst jetzt kommt die Unterscheidung innerhalb der Art nach Rassen-Merkmalen, die beim Menschen die drei Haupttypen negrid, mongolid und europid umfasst, welche jeweils noch Dutzende weitere Gruppen enthalten.

Heute leben mehr als 80 Menschenrassen auf der Erde, die sich vom natürlichen Körperbau her klar voneinander unterscheiden lassen, aber alle von der gleichen Art sind und sich beispielsweise gemischt fortpflanzen können, was wiederum zu neuen Rassen führen kann. Aus genetisch-rassistischer Sichtweise findet also auch eine Rassenzüchtung statt, wenn beispielsweise eine Selbst-Domestikation durch Religion und Ideologie erfolgt, die vielleicht behauptet, alle Menschen seien gleich und sollen sich fruchtbar vermehren.

Die Mischrassen in der vom Menschen domestizierten Tierwelt zeigen, wie etwa beim Hund, einerseits die erfreuliche Vielfalt innerhalb der Familie, andererseits gab und gibt es stets wieder Kreuzungen, die unerwünschte Ergebnisse bringen und rückgängig gemacht werden müssen. Festzustellen ist die unkontrollierte Rassenmischung beim Menschen, von der niemand weiss, wohin sie führt. Es ist nämlich durchaus nicht so, wie man auf den ersten Blick annehmen würde, dass, wenn sich alle mit allen vermischt hatten, dann irgendwann alle gleich wären.

Im Gegenteil, es entsteht so ständig etwas Neues. Das kann je nach Resultat als gut bezeichnet werden oder auch nicht. Entscheidend ist, wie auch in der Selbstdomestikation die Situation entstehen wird, dass Mischrassen zurückentwickelt werden müssen, selbst wenn niemand zuständig ist. Während sich in der Botanik veredelte Züchtungen bei Wegfall der Selektion meistens wieder zurück auf die ursprünglichen Formen verwandeln, besteht im Tierreich die Möglichkeit langfristiger Fehlentwicklung, die letztlich zum Verschwinden ganzer Rassen als Teile der Gattung führen kann.

Anhand bisheriger Funde sind frühere Menschenformen belegt, die wieder vollständig ausgestorben sind. Wichtig ist jetzt die klare begriffliche Trennung zwischen den Rassen der genetischen Verschiedenheit einerseits und Völkern als kultureller sowie Nationen als politischer Einheit andererseits.

Während der zoologische Mensch eindeutig einer bestimmten Rasse zugeordnet wird, ist die Rassezugehörigkeit nicht zwingende Voraussetzung, einem bestimmten Volk oder einer Nation anzugehören, weil für die kulturelle Entwicklung wesentlich kürzere Zeiträume gelten wie für die genetische. Da es aber nach wie vor religiöse Interessengruppen gibt, die den Begriff des Volkes und der Nation sowohl rassistisch wie auch politisch verwenden, besteht trotz Antirassismusgesetz ein unklares Menschenbild, das zu vielfältigen Missverständnissen führen kann.

Verschiedene religiöse Sekten bezeichnen zum Beispiel die Anhänger ihres zumeist vernachlässigbar einfachen Gedankengutes als Angehörige eines imaginären Volkes, welches aus irgendwelchen Gründen auserwählt oder vorherbestimmt sei. Man darf heute zudem sagen, dass vielleicht fast alle gläubigen Menschen eine falsche, auf schwerwiegendem Grundlagenirrtum beruhende, ideologische Sichtweise der Menschheit haben.

Ob jemand nun glaubt, alle seien gleich oder diese und jene seien auserwählt, ist nämlich gleichermassen unreflektiert, weil der Gedankengang von der eigenen Existenz ausgeht und die entsprechenden Schlussfolgerungen emotional bestimmt sind. So wie jeder Mensch an sich einzig und eigenartig ist, sind naturgemäss auch die Familien, Gruppen, Stämme und Völker je nach Lebensraum und Kultur verschieden. Ein Gedankengang, welcher den Wert des Lebens von anderen Menschen aufgrund natürlicher Eigenschaften in Unterarten einteilt, ist nicht begründbar.

Möglich und auch nötig sind hingegen die Wertung und Beurteilung der Umwelt, Kultur, Religion, Denken und Mentalität von Volksgruppen und Menschen, soweit diese Feststellung multikultureller Auswirkungen einen Zusammenhang mit der eigenen Existenz hat. Solche Überlegungen sind dann auch nicht mehr unter dem Titel Rassismus thematisierbar, sondern gehören zur Wahrnehmung als war-nehmen der Zusammenhänge.

Am häufigsten feststellbar ist ein Minderwertigkeitsgefühl in Form von religiösem Fanatismus der Auslöser einer Überheblichkeit gegenüber anderen. Es steht zweifellos jeder Sektiererei unbenommen, durch Abstammung oder Zugehörigkeit etwas Besonderes sein zu wollen, wenn jedoch Angehörige einer kulturellen Situation, also einer Religion oder Ideologie, ihr zufälliges Gedankengut und ihre zufällige Nationalität mit einer imaginären Rassezugehörigkeit gleichsetzen und verwechseln, wird es kritisch, weil eine solche Begriff-Umdeutung gegen die genetisch verankerte Selbstbehauptung der anderen Rassen verstösst.

In der Vergangenheit haben vor allem die Anhänger der monotheistischen Religionen Judentum, Urchristentum und Islam, ausserordentliche Unfähigkeit bekundet, die Begriffe der Nationen, Völker und Rassen korrekt im Sinne der beteiligten Lebewesen zu erfassen. Es spricht an sich nichts dagegen, die weitere Verbreitung dieser fatalen Ideologien gelegentlich unter dem Blickwinkel der bereits vorhandenen Antirassismusgesetze zu betrachten.

In Europa hat durch den Nationalsozialismus in diesem Jahrhundert eine mehr oder weniger schmerzhafte Korrektur stattgefunden durch die Begriff-Umdeutung von der Nation zur Rasse. Die christianisierte Bevölkerung Europas hat aber erst dadurch gelernt, die genetisch-historische Vielfalt der Rassen klar zu trennen vom angeblich gottbestimmten Volks- und Nationenbegriff. In der islamischen und der jüdischen Weltanschauung hat diese Anpassung an die Wirklichkeit noch nicht stattgefunden. Zum Gedenken an die zirka 70 Millionen von toten Menschen darf an dieser Stelle allerdings auch davor gewarnt werden, die beiden grossen europäischen Kriege zwischen 1914- 1945 auf rassentheoretische Aspekte zu beschränken, waren doch lediglich etwa 10% der getöteten Menschen Opfer eines definierbaren Rassismus.

Im Grunde genommen haben die religiös-politischen Instrumente der Kultur in der Vergangenheit die naturgegebenen Zusammenhänge von Angebot und Nachfrage nicht kanalisieren können, sondern haben einfach das natürliche Menschenopfer entpersonifiziert und dadurch zwangsläufig die gewaltsame Bevölkerungsdezimierung infolge persönlicher Unfähigkeit zum Sterben ausgelöst. Der Mensch als Lebewesen braucht nämlich, mit Ausnahme der Notwehr, gar nicht bekämpft zu werden, weil die Menschen naturgemäss von selbst sterben. Mit ihnen sind auch die ungezählten auserwählten Dynastien und Nationen stets wieder ausgestorben.

Die Vielfalt in der Menschheit kann ohne weiteres wertfrei zur Kenntnis genommen und in die damit zusammenhängenden Überlegungen einbezogen werden. Bekämpft werden muss jedoch die Ideologie, die als Religion und Philosophie verschleiert behauptet, die Entwicklung der Menschheit sei determiniert, vorherbestimmt. Als rassistisch ist bereits eine vordergründig harmlose Feststellung zu bezeichnen wie alle Menschen sind gleich und haben das Recht . . . in dem Sinne, dass aus der Vielfalt der Einzigartigkeit eine Einheit von Gleichartigkeit konstruiert werden könnte. Auch die grossen Soziallehren nach Liberté-Unité-Fraternité basieren auf der falschen Theorie einer durch die Schöpfung bestimmten Menschheit und sind deshalb tendenziös rassistisch.

Zur Erinnerung: Bis heute ist lediglich sicher, dass Entwicklung stattfindet, ob man dies anerkennt oder nicht, befindet sich alles jederzeit in einem trinitären Zustand dieser Schöpfung. Der unbemerkte echte Rassismus hat mittlerweile gigantische Ausmasse angenommen und wird von den meisten Menschen überhaupt nicht wahrgenommen.

Ein Beispiel: Seit Jahrzehnten sind einige Milliarden Menschen von der Malaria direkt vom Tod bedroht. Das einzige wirksame Mittel zur Bekämpfung der Überträgermücke Anopheles war das chemische DDT und genau dessen Herstellung wurde in den USA und Europa ersatzlos verboten mit Argumenten seitens gläubiger Naturschützer, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Seither sind hunderte von Millionen Menschen an dieser Krankheit gestorben.

Da das Kollektiv, welches das Verbot durchsetzte, auch für Menschenrechte eintritt und gegen Rassismus kämpft, wähnen sich die Mitglieder jenseits aller Zweifel. Man kann sich das wirklich versuchen vorzustellen: Im Kulturkreis des Christentums wird von der gleichen Kompetenz, die sich weltweit für Menschenrechte zuständig erklärt, der Naturschutz von nicht direkt betroffenen Angehörigen der europiden Rassen stärker gewichtet wie das Leben von Milliarden Menschen der negriden und mongoliden Rassen.

Hier zeigt sich deutlich, wie Rassismus funktioniert. Andere Beispiele wären im Bereich Welthunger, Trinkwasser, Kriegsmaterialhandel und nicht zuletzt bei der Missionstätigkeit der religiösen Institutionen zu finden. Aus der Überheblichkeit, die jede rassistische Ideologie kennzeichnet, meist noch verbunden mit einer Heilsverkündung, resultiert schliesslich eine Orientierungs- und Hilflosigkeit, die im Verbund mit Sinnlosigkeit und Zukunftsangst wiederum zum Gefühl eigener Minderwertigkeit führt, welche dann in einer religiösen Wahnvorstellung von Humanität die vordergründige Aufwertung erhält, die exakt wieder zur ideologischen Überheblichkeit verleitet.

Ein normal gesunder Mensch kommt überhaupt nicht in eine Situation, die rassistisches Denken zur Problemlösung benötigt, weil er auf der wissenschaftlichen Basis der Menschenrassen bleibt und zudem weiss, wie jeder lebende Mensch seinen einzigartigen Teil des Ganzen bildet. Dazu gehört insbesondere, dass jeder Mensch auch selber bestimmt, mit welchen Mitmenschen er sich einlassen will und mit welchen nicht.

Erst hier findet sich die Schnittstelle zur gesellschaftspolitischen Thematik, die zurzeit unter den völlig verwirrenden Titeln wie Antirassismus und Antisemitismus in der politischen Auseinandersetzung registriert werden kann. Da es sich dabei lediglich um persönliche Betrachtungsweisen handelt, die überhaupt nichts mit der Existenz von Menschen zu tun haben, braucht man sich damit im Einzelfall auch nicht zu beschäftigen.

Kultur selbst kann nämlich nicht einfach als besser oder schlechter ausgewählt werden, sondern muss erschaffen sein. Kultur als Kult wird früher oder später zur Manie, die zwangsläufig zum Niedergang dieser egoistischen Form führt. Diesbezüglich Probleme haben fast ausnahmslos die Nachfahren früherer Kulte, die längst keine tragenden Kulturen mehr haben oder viel leicht sogar nie eine eigene Kultur entwickelt haben. Wer noch heute ernsthaft glaubt, es gäbe eine Abstammung über die vergangenen Völkerwanderungszeiten hinaus, also direkte Stämme der Arier, Kelten, Germanen, Hellenen, Juden, Semiten oder dergleichen mehr, der missachtet die seit Jahrtausenden erfolgende Durchmischung der Völker, was zu multinationalen Kulturen geführt hat.

Wer gar noch immer auf der Basis einer vorzeitlichen Völkertafel politisieren will, gehört schlicht und einfach in den Nachhilfeunterricht einer seriösen Schule, die Wissen vermittelt und das Denken fördert. Am Schulwesen einer Gesellschaft kann vergleichsweise einfach festgestellt werden, ob Kultur stattfindet oder ob vorwiegend ein Kult betrieben wird. Die wichtige Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mittels der vorhandenen kulturellen Resultate und traditionellen Errungenschaften darf man sich unter gar keinen Umständen von religiös-politischen Organisationen in Abrede stellen lassen, aber genauso wichtig ist der Einbezug der gesamten Entwicklung und der aktuellen Situation.

Man kann sich an eine einfache Regel halten: Mit Rassismus und Anti-Rassismus sowie mit Semitismus und Anti-Semitismus argumentieren grundsätzlich meist Anhänger einer zum religiösen Kult erstarrten Ideologie, oft Nationalismus, welche ihre kulturellen Mangel auf Kosten anderer ausgleichen müssen. Wer sich einfach von beiden Formen distanziert, hat damit gleich den dreiteiligen Zugang zur Kulturpflicht erreicht: Der Mensch steht in der Mitte der Kulturen und erst danach der Kult im Zentrum der Menschen.

Damit bin ich wieder gleich weit wie am Anfang dieses Abschnittes, nämlich bei der Einordnung der eigenen Existenz. Dieser Mensch in der Mitte der Kulturen kann nichts anderes sein wie das Ich jeder Person selber. Dafür, welcher Abstammung inklusive Rassen- und Volkszugehörigkeit ein Mensch ist, kann niemand etwas. Sehr wohl aber ist der erwachsene Mensch dann später für seine persönliche Positionierung in einer Kultur selber zuständig.

Diese bewusste Identität muss von der Gesellschaft gezielt gefördert werden, auch wenn das dadurch erzielte Resultat von der demokratisch ermittelten Norm abweicht, weil sonst die unbewusste Positionierung irgendwann zur Auflösung der Ordnungsstrukturen führt. Was Antirassisten heute unter Rassismus thematisieren, ist also nicht der wissenschaftlich fassbare Begriff der Rassen innerhalb einer Gattung, sondern die kulturelle Identität der Einzelperson, was letztlich gleich bedeutend ist mit der Weltanschauung. Zweifellos erscheint nun auch in diesem Antirassismus lediglich das vergleichbar untaugliche Weltbild aus grauer Vorzeit, was nichts anderes bedeutet, als dass auch er rassistisch ist und elementar gegen die Gewissens- und Glaubensfreiheit verstösst.

Wie schon erwähnt, ist die Behauptung, alle Menschen seien gleich, nur in einem biologischen Sinn von Gleichen unter Gleichen teilweise richtig, in Bezug auf die kulturelle Identität ist eine solche Ansicht falsch. Wenn jemand aus einer Notlage heraus oder einfach aus Neugier die Kultur wechselt, und sei es bloss vom Land in die Stadt, verwundert sich niemand, dass Veränderungen sowohl für den Wechselnden wie auch für die Umgebungen am alten und neuen Ort entstehen. Dieselben Vorgänge, die im Einzelfall ohne viel Aufhebens von direkt Beteiligten nach bestem Wissen und Gewissen bewältigt werden müssen, sind in der kulturellen und der politischen Interessenvertretung dann plötzlich unter dem Titel Rassismus thematisiert, auch wenn sie überhaupt nichts damit zu tun haben.

Im Rückblick kann unschwer registriert werden, wie die Selbstbehauptung des Individuums stets eingebettet war in den Auseinandersetzungen der Stämme, Völker, Nationen und Rassen. Folgerichtig geht es schon längst nicht mehr um jenen Rassismus der zwischenmenschlichen Beziehungen von lebenden Menschen, sondern um einen Verdrängungswettbewerb der Kulturen, der jetzt mit dem weltwirtschaftlichen Anspruch der Globalisierung geführt wird. Da sich nun ganze Kulturen verschieben, werden die tragenden Bestandteile derselben für die Betroffenen auch wieder stärker sichtbar.

Die Entstehungsgeschichte vieler Zusammenhänge muss erneut aufgearbeitet werden, damit die Veränderungen richtig zugeordnet werden können. Die Bandbreite dieses Komplexes reicht im Einzelfall von Minderwertigkeit bis Grössenwahn, je nach Zustand des Selbstwertgefühls der Person, Ordnung der Gesellschaft und Leistungsfähigkeit des Volkes. Als Volksleistung ist hier vergleichsweise der breite Volkssport gemeint im Unterschied zum Hochleistungssport der Nationen, mit welchem sich zunehmend nur noch die an der betreffenden Sportart selbst Interessierten auch identifizieren können, nebst den Anhängern des Kultes selbst, die vor allem den finanziellen Aufwand tragen müssen.

Es ist also wieder diese entscheidende Unterscheidung von Kultus und Kultur, die überhaupt erst die Möglichkeit eröffnet, in der gelebten Kultur der Kulte die unbewussten Kulturträger zu erkennen. Interessant ist dabei, dass die kulturelle Vielfalt der Menschheit auf einigen wenigen Grundlagen beruht.

Zum gemeinsamen Nenner aller Kulturen gehört der Singular im Präsens, der einerseits nicht geleugnet und andererseits nicht verändert werden kann. Kultur basiert ursprünglich auf erdbezogener Natur- und Fruchtbarkeitsverehrung, dann auf kosmosbezogenen Sonnen- und Himmelskulten und zuletzt auf menschbezogener Ahnen- und Identität-Wahrnehmung. Erst durch die Raumfahrt des 20. Jh. entstand ein über die Erde hinaus reichendes Wissen mit dem Spektrum zwischen atomaren Inneren bis zu den Galaxien des Weltalls, welches aber mit der gewohnten optischen Vogelschauperspektive nicht mehr wahrgenommen werden kann, sondern nur noch aus technisch aufbereiteten Einheiten besteht.

Trotzdem steht unabwendbar fest, dass alle Kulturen im Sinne der globalen Entwicklung jetzt unter der Anforderung des Einbezuges dieser grundlegenden physikalischen Realität stehen, die weder geleugnet noch verändert werden kann. Dessen ungeachtet verläuft die über Jahrtausende andauernde Verschmelzung der Kulte mit einer Verzögerung von vielleicht etwa zweitausendfünfhundert Jahren. Man muss unterscheiden zwischen einer Veränderung der Bevölkerungsstruktur nach kriegerischer Unterwerfung, marktwirtschaftlicher Eroberung oder friedlicher Zuwanderung und einer langfristigen Anpassung des Brauchtums der betroffenen Menschen.

In Europa kann jetzt in viel leicht erstmaliger Deutlichkeit beobachtet werden, wie das funktioniert. Ein Beispiel: Vor zweitausendfünfhundert Jahren wurde am 1. November vermutlich das keltische Hauptfest der Erneuerung begangen. Alle Feuer wurden vorgängig gelöscht und im Verlauf dieser mehrtägigen Feiern neu entfacht. Heute beginnt das mehrtägige Hauptfest der nicht klerikalen Menschen in Europa an Weihnachten und findet mit der Neujahrsfeier seinen Abschluss. Am Ritual selbst, dem gemeinsamen Entzünden des Lichtes, hat sich überhaupt nichts geändert, obschon mittlerweile eine unbekannte Anzahl der Praktikanten den Kult selbst ablehnen oder sogar keine Kenntnisse des Hintergrundes mehr haben.

Man kann sich die Konsequenzen vorstellen: Auch konfessionslose Menschen, welche die Existenz Gottes bestreiten und die religiösen Prophezeiungen dem Reich der Märchen zuordnen, entzünden am Heiligen Abend die Kerzlein des Weihnachtsbaumes und singen im Kreise ihrer Lieben die alten Melodien mit einem nicht mehr akzeptierbaren Text. Das Ritual bleibt, der Kult wird durch die Anpassung über Generationen hinweg umgedeutet, ein gigantischer Vorgang, der nahezu unbemerkt stattfindet.

In Europa stellt sich die Situation so dar, dass der Klerus des offiziellen Kultes unbeirrt eine auf Ostern verlagerte Auferstehung verkündet, während die Menschen an Weihnachten-Neujahr ebenso unbeirrt eine Wiederverkörperung und Erneuerung der Gedanken vollziehen, wo sie aber nach dogmatischem Ritus etwas ganz anderes feiern sollten. Heute wie damals ist jedoch ein Ausschluss von diesen Festlichkeiten, aus welchen Gründen auch immer, für die Betroffenen eines der furchtbarsten, gar nicht vorstellbaren Ereignisse.

In der gesamten Verbundenheit von individueller Existenz mit kollektiver Gerechtigkeit vollzieht sich die Erneuerung rituell. Bedingt durch die unterschiedlichen Kalender war auch der Zeitpunkt in den Kulturen verschieden, doch hat sich jetzt zunehmend die Neujahrsfeier am Sylvester fast überall durchgesetzt. Der am 31. Dezember verstorbene Papst Sylvester lebte in derselben Epoche am Anfang des 4. Jh., als die keltisch-germanischen Eigenarten wie Trinität und Toleranz ins nachher europäische Christentum einflossen. Kulturell gehören der Kalender und insbesondere der Festkalender nebst Tonarten und Sprachen zu den wichtigsten Bindemitteln der Gesellschaft.

Wenn in der Vergangenheit bis auf den heutigen Tag das Hauptfest der Erneuerung nicht von der ganzen Gesellschaft zusammen begangen werden kann, liegt das am Willen derjenigen, die sich bewusst davon ausschliessen und andere Kalender benutzen in einer Umgebung, die dieses Fest begeht.

Der Ausschluss aus dem Kollektiv, der später von der betroffenen Minderheit als Rassismus bezeichnet wird, ist im Ursprung das eigene Unvermögen zur kulturellen Integration, das bereits mit einer geringfügigen Anpassung der Nachwuchs-Schulung behoben werden könnte.

Der echte Rassismus findet aber wie schon erwähnt heute nicht mehr in einer religiösen Auseinandersetzung statt, sondern wird als Kulturverschiebung gar nicht wahrgenommen. Für Europa empfiehlt sich zurzeit eine tendenziös eher inzestöse Phase der Weiterentwicklung, damit die multikulturellen Einflüsse des Pluralismus die Zeit zur Konsolidierung erhalten.