Kelten und Druiden in der Schweiz


Magie historisch

Bevor Sie sich mit dem Bild namens Magie befassen, empfiehlt sich eine selbstkritische Klärung, was Sie selber mit diesem Wort anzusprechen belieben. Lesen Sie bitte vorgängig zur Meinungsbildung:

Was ist Magie? Das magische [erste] Weltbild.

Die magische Welt der Berge

Magie In der Bergwelt, den Alpentälern, wo vorwiegend Jagd und Viehzucht betrieben wurde, finden sich Eindrücke aus mehreren Jahreszeiten gleichzeitig, im Tal unten der Sommer, auf der Alp dem Frühling oder Herbst entgegen und auf dem Pass oben das Schneegestöber des Winters. Hier entstand nicht wie beim sesshaften Ackerbau im Flachland ein Kreislauf von Saat und Ernte, Wintertod und Frühlingserwachen. Andernorts rückte die Sonne in den Mittelpunkt und führte zu einem animistischen Weltbild mit Zweiteilung durch Metaphysik. Nicht so in den Bergen, hier hat sich die magische Welt erhalten. Zeugnis davon geben noch heute Alpsegen und Betruf.

Die magische Welt ist streng untrennbar [= monistisch]. Körper und Seele werden als Einheit erfasst. Die magische Haltung ist Ergriffenheit und Wachsamkeit, begründet auf Übermacht und Tücke der Naturgewalt als tieferes Ur-Erlebnis des grossen Grauens vor dem Unbekannten, Unpersönlichen und Unfassbaren.

Ein im ganzen deutschsprachigen Alpenraum verbreitetes Sagenmotiv ist das Sennentuntschi, auch Hausäli oder Sennpoppa [Sennenpuppe] genannt. Die gleiche Sage ist verbreitet von den Berner Alpen über Uri, Graubünden, das St. Galler Oberland bis nach Liechtenstein, Vorarlberg, Tirol und Kärnten. Varianten der Sage im Oberwallis, in der Steiermark und in Oberbayern. Tuntsch oder Toggel sind Sagengestalten der Alpengebiete.

In der Entstehung des Sennentunsch wird deutlich, wie das magische Bild auch zum unheimlichen Leben erwachen kann und damit beweist, wie der magische Raum mit Erscheinungen [Spukgestalten] bevölkert wird, die nicht mit dem Seelenglauben in Verbindung stehen.

Es gibt verschiedene Versionen dieser Sage, zentral ist der Bann des Frevels. Zum Leben selbst gehören Speise und Trank, das Vergeuden und Versudeln derselben bedeutet einen magischen Frevel und das wiederum heisst Untergang, Vernichtung schon zu Lebzeiten, Verlust der ewigen Seligkeit.

Die Sage vom Sennentuntschi

Vor alten Zeiten, auf einer Alp stand eine Hütte, und da walteten drei Alpknechte oder drei Brüder, ein Senn, ein Küher und ein Alpknecht. Sie hatten wenig Arbeit, denn das Vieh brauchte auf der Weide fast gar nicht gehütet zu werden und wurde nie gestallt. Einst, da sie vor Übermut und vor Langerweile nicht mehr wussten, was anfangen, gingen sie hin, schnitzten aus einem Stück Holz einen rohen Kopf, kleideten denselben in Lumpen und stellten die so entstandene Figur hinter den Tisch. Sie hatten ihr Gespött mit diesem Toggel oder Tunsch [Tunggel] und nannten ihn Hausäli. Wenn sie geschwungene Nidel [Rahm] assen, fragten sie: Häusäli, magst auch ein wenig? Und strichen ihm einen Löffel voll unter die Nase und ums Maul. Nach und nach gaben sie ihm den Löffel in die Krallen und zeigten ihm, wie er dazu tun müsse, wenn er fressen wolle. Und siehe da! Der Toggel fing an zu fressen! Da erschraken sie zuerst, gewöhnten sich aber für und für daran und trieben wieder ihre Spässe. Als sie einmal Karten spielten, fragte der Senn: Häusäli, möchtest auch spielen? Und gab ihm die Karten. Zuerst musste er nur die Karten halten und sein Partner schaute sie selber auf und spielte sie aus. Nach und nach hielt aber der Tunsch die Karten fest und spielte selber. Das war ein Spass! Von nun an spielte er jedes Mal mit, und wer's mit ihm hatte, der gewann immer. Der Balg nährte sich gut und gedieh. Alle Sonntage mussten sie ihn auf den benachbarten Platz an die Sonne hinübertragen, und er war so fett, dass alle Alpknechte miteinander ihn kaum zu tragen vermochten. Als sie in den Oberstaffel umzogen, nahmen sie ihn mit und ebenso wieder, als sie im Herbst zurückkehrten. Am buntesten mit ihm triebs halt doch der Senn. Der Sommer war dahin; die Alptriften erbleichten, und der Winter hatte schon die ersten Vorposten auf die Bergspitzen gestellt. Da hiess es abfahren von der Alp. Als die Kühe zusammengetrieben waren und alles bereit stand, stellte sich auch der Häusäli ein, aber nicht um einen rührenden Abschied zu feiern. Mit ernster und fester Gebärde gebot der Toggel dem Senn, als dem Oberhaupt der Alp, zu bleiben, den anderen erlaubte er, abzufahren, aber ja nicht zurückzuschauen, bis sie das Egg erreicht hätten. So geschah es, der Senn blieb, die anderen zogen mit dem Vieh ab, und als sie das Egg erreicht hatten, schauten sie zurück und sahen mit Zittern und Schrecken, wie der Toggel des Senns blutige Haut auf dem Hüttendach ausspreitete.

Lebendig Schinden, eine magische Strafe.

Sennentunsch