Im Herner, 8810 Horgen
Der Flurname Herner erscheint auf dem Gygerplan von 1667 als im Herdner, später auch als Herdener und Herdern. Herdener ist danebst auch ein uraltes Zürcher Geschlecht mit ersten Erwähnungen (gemäss dem Buch Zürcher Familiennamen) 1314 in Zürich (der Herdiner) und 1379 in Wädenswil (Heini Herdiner). Alte Zürcher Bürgerorte sind Schönenberg und Wädenswil.
Von den Quellen in Schönenberg fliesst das Wasser im Aabach nordwestwärts nach Horgen und mündet bei Käpfnach in den Zürichsee. In der Horgener Aussenwacht Käpfnach wird bereits 1341 die Mühle am Aabach erwähnt.
Im Herdnen auf dem Gygerplan von 1667
Der Landwirt Kaspar Pfister, geb. 1895, zog 1918 vom Neuhus am Rain in Schönenberg (Wädenswil) um auf den Hof im Herner in Horgen, welchen er von seiner Tante Seline Pfister, Witwe des Walter Heinrich Höhn, für 78'000 Franken erworben hatte. Am 28. Januar 1919 heiratet er die Seidenweberin Alina Laura Leuthert von Ludretikon in Thalwil, Tochter eines Ferggermeisters in der Seidenweberei.
Alina Laura Leuthert und Kaspar Heinrich Pfister
Bilder von Eugen Roth-Leuthert, †1965, Kunstmaler in Einsiedeln
Die Familie Pfister-Leuthert im Herner um 1930 mit der
Mutter von Kaspar und Grossmutter geb. Bertha Barbara Rusterholz
Der Bauernhof im Herner in Horgen. 2006 wurde an diesem Platz neben dem Spital Zimmerberg das Tertianum Horgen eröffnet
Rechts vom Hauptgebäude das Stöckli, dahinter die Scheune mit Stallungen, unter dem flachen Blechdach im Anbau befand sich die Mostpresse, links ein Nebengebäude, angebautem Waschhaus mit Zinne und Zugang zum Gewächshaus und Hühnerhof, daneben das Bienenhaus.
Die Matten im Späz in Horgen mit Scheune gehörten zum Hof im Herner
Horgen war bis zum Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert landwirtschaftlich geprägt, wobei Weinbau und Milchwirtschaft vorherrschten. 1880 hatte Horgen als Bezirkshauptort und einem Zentrum der Seidenindustrie mit dem Beiname Klein-Lyon am linken Ufer des Zürichsees 5268 Einwohner.
Der Weinbau wurde infolge der ab 1850 in Europa einsetzenden Ausbreitung mit der aus Amerika eingeschleppten Reblaus aufgekommen Schädlinge und der nicht begünstigten Lage (Suur-Gürpsler von der Pfnüsel-Küste) im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts vollkommen aufgegeben.
Auf der Karte von 1850 links dominieren noch die Rebberge,
auf der Karte von 1938 rechts der Bedarf an Land durch das Krankenhaus Horgen.
Im Herner war die Viehhaltung schon früh auf ein Minimum reduziert worden durch die Abtretung von grossen Teilen an Weideland für den Bau des Krankenhaus Horgen 1868 und dessen Um- und Ausbau 1951/55.
Ab Mitte des 19. Jahrhundert begann die Erfolgsgeschichte des Apfelweins als Weinersatz.
Der Landwirt Kaspar Pfister produzierte im Herner Mostobst zur Eigenkelterung, Apfelwein (suure Moscht), Milch, Butter, Gemüse, Eier, Honig und Schnaps (Trester und Zwetschgen) und Brennholz. Mit wenigen Handgriffen konnte der grosse kupferne Kessel im Waschhaus zur Brennerei umgerüstet werden. Die Hernerholzgasse führte hoch zum eigenen Wald, dessen Umfang durch den Bau der Nationalstrasse N3 stark reduziert wurde.
Die Produkte wurden einerseits ab Hof verkauft und andererseits belieferte Kaspar Gebiete bis weit in die Kantone Schwyz und Zug mit seinem Presto Motorlastwagen klick hier, 1920 gekauft von Josef Fässler, von Oberrieden, geb. 6.12.1877, Mechaniker an der Bergstrasse in Horgen. Das Fahrzeug wurde auch ausgerüstet zum gelegentlichen Personentransport von Gesellschaften klick hier.
Kaspar Pfister verstarb 1971 im Herner im Schlaf, seine Ehefrau Alina im gleichen Jahr nach kurzem Aufenthalt im Spital. Die Erbengemeinschaft verkaufte das Land an die Stiftung Spital Horgen. Für den Unterhalt und die Ordnung besorgt war weiterhin der Sohn Robert Pfister-Ramseier, welcher seit Lehrabschluss als Landschaftsgärtner auf dem Hof lebte und später mit seiner Familie Mieter einer der Wohnungen der Liegenschaft war. Erst nach dessen Umzug in die Alterssiedlung Tannenbach realisierte die Stiftung das Projekt Tertianum Horgen, welches 2006 eröffnet wurde.

Damit ist der Hof im Herner Horgen nur noch Geschichte.

Hinweis: Der Herner in der Autobiografie von Rolf Pfister.