Kelten und Druiden in der Schweiz


Tarvos Trigaranus

Tarvos Trigaranus

Das Bild zeigt ein Relief auf dem Pfeiler der Nautae Parisiaci, auch bekannt als Pariser Nautenpfeiler, [Pilier des nautes]. Datieren lässt sich die Stele durch die Widmung an Kaiser Tiberius (14-37 n.Chr.). Das Monument aus der gallorömischen civitas Lutetia, dem heutigen Paris, zeigt verschiedene Figuren aus der römischen und der gallischen Mythologie. Inschriften nennen die römischen Jupiter, Mars, Fortuna, Castor, Pollux und Vulcanus sowie die gallischen Esus, Tarvos Trigaranus, Smertrios und Cernunnos. Heute sind die Steinblöcke im Museum von Cluny ausgestellt.

Die Übersetzung mit Drei-Kranich-Stier greift zu kurz. Das keltische *garano- meint nicht bloss den Kranich, sondern umfasst mit langbeinig nebst Kranich auch Reiher und Storch, welcher sich als Klapperstorch bis in die Gegenwart erhalten hat. Alle diese Zugvögel verschwinden in Mittel-Europa im Herbst und tauchen im Frühjahr wieder auf.

Die zentrale Bedeutung vom Stier in der keltischen Mythologie ist belegt mit der Darstellung im Kessel von Gundestrup und der Erwähnung vom weissen Stier durch den römischen Natur-Historiker Plinius der Ältere in der Naturalis Historia Band XVI, 249-251. Dieser lebte von 23 bis 79 n.Chr., also nachdem Kaiser wie Augustus, Tiberius und Claudius das Druidentum der Kelten [und damit die Schulen der keltischen Kultur] verboten hatten. Diese frühere Verbindung von Stier, [kelt. Tarvos, lat. Taurus], und keltischem Mistel-Kult zeigt der gallo-römische Tarvos Trigaranus.

Die Entwicklung der Mistelpflanze und deren Bezug zu den [bitte lesen] Sonnenwenden steht vermutlich im Mittelpunkt dieser als Kult erfassbaren Wissenschaft von keltischen Druiden. Einerseits, genau drei Jahre dauert nämlich die Entwicklung des Mistelzweiges bis zur reifen Frucht. Also bis zum dritten Vogel-Zug. Andererseits wurden laut der Beschreibung durch Plinius jeweils zwei weisse Stiere getötet, deren Hörner zum ersten Mal umwunden wurden, also vielleicht etwa drei Jahre jung waren. Darum erscheint der keltische Tarvos zusammen mit der Mistel-Eiche und den drei langbeinigen Zug-Vögeln auf der gallo-römischen Abbildung.

Die weissbeerige Mistel blüht im Februar im Winter lange vor ihrem Wirtsbaum und die Beeren erreichen die Vollreife im November. Die auf naturwissenschaftlicher Erkenntnis aufbauende keltische Mythologie wird offensichtlich und verständlich. In keltischer Kultur sind keine religiösen Einbildungen von Götter und Göttinnen vorhanden wie in der römischen und der griechischen Kultur.

Mit dem Tarvos Trigaranus wird der weisse Stier mit dem keltischen Mistel-Kult [Esus] verbunden