Biografie von Rolf Pfister in Zürich


Rückschau

Meinem Rückblick auf die bisher gelebten 66 Jahre steht nicht zu, im Nachhinein eine Bewertung vorzunehmen von zufälligen Begebenheiten oder vorgegebenen Rahmenbedingungen.

Nebst dem allgemein Üblichen wurde mein Leben mit Geburt-Jahrgang 1953 kulturell beeinflusst durch die 68er und die Hippie-Bewegung. Diese einst verspürten Gefühle der Zuversicht für noch kommende Erfahrung blieben erhalten und wirken bis heute in mir fort; ein kleiner Trost für die vielen Enttäuschungen damals mit menschlich allzu menschlich zwischen-menschlichem im Bereich von Kommune als Zusammen-Wirken in Kooperation. Der Ausstieg mit Arbeit-Verweigerung und Drogen-Konsum korrigierte sich später von selbst durch bessere Möglichkeiten. Für Absicht und Zweck anderer war ich nie nutzbar, weder ideologisch noch partei-politisch.

Meine Ziele, nachdem ich mich vorgängig im Alter um 18 durch ein zufällig entdecktes Fachbuch für autogenes Training erst zu deren Erfassung befähigt hatte, entstanden stets spontan und befristet aus einer tatsächlich vorhandenen Situation heraus. Das heisst, ich habe nie eine langfristige Planung auf etwas Bestimmtes hin verfolgt wie Karriere oder ähnliches.

Das eigene Seelen-Heil in der Gemeinschaft war und ist mir wichtiger als der wirtschaftliche Erfolg in Form von Geld und Reichtum. Für die mir ebenfalls wichtigen Anliegen bin ich bereit zur ehrenamtlichen Mitarbeit, vorausgesetzt, diese werde mir nicht vereinsintern durch kleinkariertes Erbsen zählen oder Wortklauberei verunmöglicht.

Bedingt durch meine selbständige Erwerbstätigkeit mit dem Grundsatz der Nicht-Verschuldung waren wirtschaftlich die Ausgaben stets von den Einnahmen abhängig. Zusammen mit meiner sparsamen und der Kosten bewussten Ehefrau problemlos machbar ohne jedes Gefühl von Verzicht. Wir hatten und wollten nie mehr als wir auch brauchten zum gut und schön Leben in unserer selbständig und frei bestimmten Lebens-Zeit. Dazu hielten wir immer den Grundbedarf in Reserve für mindestens ein halbes Jahr ohne Einnahmen. Als die Kinder nach der Berufs-Lehre ihr eigenes Geld verdienen konnten, habe ich mein Transport-Geschäft wieder zurück gebaut und ohne Angestellte allein mit Taxi weiter gemacht, was jederzeit weitere zusätzliche Tätigkeit ermöglicht hätte, falls nötig.

Zurück blickend habe ich innerhalb meines Lebens mehrere Leben gelebt. Nicht bloss Phasen, sondern klar voneinander unterscheidbare Abschnitte, die im Voraus nicht ansatzweise vorstellbar sind. Amüsiert nehme ich darum heute die pauschal formulierten Meinungen von Jüngeren in den Medien zur Kenntnis zu den vom Alter abhängigen Fragen. So haben etwa die sexuell aktiven Menschen zwischen Pubertät und Wechseljahren noch keine Ahnung davon, wie sie während dem Rückgang und nach dem Wegfall des hormonellen Triebes fühlen und handeln werden. Oder mit Bezug auf das Rentenalter können sich die politisch die Entscheidung tragenden Personen unter 65, wenn sie über das Alter von anderen debattieren, schlicht noch gar nicht vorstellen, wie rasch sich auch ihr körperliches Gesamt-Befinden bald verändern wird. Der Aufschub von etwas noch erleben wollen auf später ist darum vermutlich ein unbewusster Selbst-Betrug, weil das erlebbare Spektrum der Sinne und Gefühle dann nicht mehr das Gleiche sein wird wie früher.

Als Erwachsener, nach dem Militärdienst, habe ich sämtliche gesetzlichen Pflichten erfüllt und darüber hinaus auch die ungeschriebenen Gesetze im Sozialen möglichst beachtet. Vor dem Anspruch auf ein Recht sehe ich im Natur-Gesetz die Pflicht.

Von mir gemachte Fehler gehören zu meinem Lern-Prozess. Zu bereuen habe ich darum nichts und bleibe, Miss-Verständnis vorbehalten, niemandem etwas schuldig. Dankbar bin ich all jenen, welche meine Wesensart angenommen, mich lieb oder wenigstens ertragen haben. Ich weiss, durch meine kopflastig empfindlichen Sinne, die feinen Antennen, habe ich eine Tendenz zur unerwarteten oder unverständlichen Reaktion.

 

 

Gibt es Rat und Erfahrung, die ich gerne an junge Menschen weitergeben würde?

Ja, indem ich schwierige Fragen meiner eigenen Jugendzeit kurz beantworte:

Hat mein Leben einen Sinn?

Ja. Was Sinn ergibt ist stets vom Ziel abhängig. Das biologisch organische Leben selber will leben, ohne Wenn und ohne Aber, ob mit oder ohne Sinn hat darauf keinen Einfluss. Der Sinn meines Lebens verbirgt sich darum in meiner zeitlosen Gegenwart als einziger Möglichkeit, Vergangenheit und Zukunft so miteinander zu verbinden, wie ich das für richtig erachte und entsprechend gestalte.

Durch den sicheren Tod ist sowieso alles sinnlos?

Nein. Der Tod sei lediglich eine Umwandlung von lebendig zu leblos. Eingebettet in die biologische Erneuerung durch Fortpflanzung auf der Erde. Selbst die Sonne und mit ihr die Erde samt Menschheit sind in diesem gigantischen Umwandlungs-Prozess, in welchem schliesslich durch Super-Nova neuer Sternen-Staub entstehe. In der physikalischen Wirklichkeit kann nichts verloren gehen, mithin auch nicht jenes, was ich hier als meine Person zu erfassen vermag. Demnach kann gar nichts sinnlos sein, sondern findet statt in den für mich als Menschen unvorstellbaren Grössenordnungen und Zusammenhängen von Raum und Geschwindigkeit. Nur schon die nicht bemerkbare Geschwindigkeit der Erde um die Sonne mit durchschnittlich 108'000 km/h, also 30 Kilometer pro Sekunde, mag ein Hinweis darauf sein, dass die ohnehin stattfindenden Tatsachen überhaupt nichts mit Sinn und Tod zu tun haben.

Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Ja, selbstverständlich, aber anders. Die Bausteine meiner Person sind auch vor und nach meinen Umwandlungen mit Geburt und Tod vorhanden, in einem übertragenen Verständnis nachher leblos "lebendig" in einer anderen Form.

Die Umwelt wird zerstört, ich habe ja sowieso keine Zukunft?

Meine Gegenwart ist die Verbindung zur Zukunft. Wenn ich an mir selber arbeite, gestalte ich damit von selbst auch die Zukunft! Unbedingt braucht der Mensch von seiner natürlichen Umwelt drei lebenswichtige Grundlagen: Sauerstoff aus der Luft zum Atmen, Trink-Wasser und Nahrung zum Essen. Ist das alles vorhanden, können Menschen in einer Umwelt leben. Probleme mit der Umwelt waren schon immer vorhanden und die werden auch stets wieder gelöst, sobald sie als gemeinsame Aufgabe erkannt sind.

Was ist das überhaupt, die Welt, das Universum?

Die Vorstellung der Welt als Universum kann nicht mehr mit etwas anderem verglichen werden und wird darum als bestehend, als existent vorausgesetzt als Gesamtes. Dieses Ganze besteht einerseits aus dem Gegensatz von Alles und Nichts sowie andererseits aus Bekanntem und Unbekanntem. Logisch bildet aber auch das geordnete Ganze einen Gegensatz zum ungeordneten Chaos.

Gibt es einen Weltuntergang?

Nein. In einer Ewigkeit von zeitloser Gegenwart sind Fragen nach einem Vorher oder nach einem Nachher lediglich auf den Menschen bezogene psychologische Aspekte; geprägt durch die Zeit-Messung mit der Vorstellung von Anfang und Ende.

Keiner versteht mich, niemand hat mich gern?

Dieses Gefühl des Alleinseins kann überwunden werden, indem versucht wird, sich selber so anzunehmen, wie man ist. Alle Menschen sind am Grunde irgendwie allein in ihrer eigenen Welt und können durch ausgewogenes Geben und Nehmen einen Weg miteinander versuchen. Im Leben brauche der Mensch längerfristig mindestens drei engere Bezugs-Personen. Diese Beziehungen in gegenseitigem Respekt zu pflegen ist wichtiger als vieles andere.

Ich habe einfach Angst?

Die Angst ist hier ein Schlüssel zur Zukunft. Die passende Türe verbirgt sich aber in den fremden Gedanken und Argumenten, welche noch unbekannt sind oder abgelehnt werden. Durch Information und Gestaltung, (lesen, schreiben, singen, zeichnen, malen), wird das Tor zur Zukunft plötzlich offen stehen, in der Gegenwart.

Ich gehe erst weiter, wenn ich verstanden habe.
Ich bleibe wie ich bin, wenn ich zweifle.
Ich denke an meine Nächsten, wenn ich Hilfe brauche.
Hab' Geduld, nimm dir Zeit und nicht dein Leben!


Hilfreich ist bereits die dem Menschen nicht bewusste angeborene Mimik, welche auch bewusst verwendet werden kann: Zwinge ich für mich allein die Muskulatur im Gesicht zu einem grundlosen Lächeln, so hat dies eine Auswirkung auf Gemüt und Gedanken.