Geist im modernen Weltbild


Magie - Das magische erste Weltbild

Magie

Ursprung, Definition und Bedeutung der Magie

Magisch. Was ist Magie? Zum allgemein besseren Verständnis ist zu beachten: Die willkürliche Trennung von Gedanken und Materie, verbunden mit Beseelung der Natur durch den Menschen und den erst damit möglichen Wahn-Vorstellungen wie Zauberei und dergleichen, sei vermutlich im Neolithikum ab etwa vor 10000 Jahren entstanden. Das bedeutet, es gab vorher eine Zeit ohne diese Trennung, die Höhlenmalereien gehen zurück bis vor rund 40000 Jahren.

Die üblichen Angaben zur Magie heute in Lexika beziehen sich, warum auch immer, lediglich auf die Zeit nach der Trennung von Leib und Seele. Was aber war Magie, bevor diese Trennung vorgenommen wurde? Was später zum Symbol, Zauber, Beschwörung, etc. wurde, war vorher wahrscheinlich Signatur, Hinweis, Geste, Gebärde und der Bann. Das ist gewissermassen ein Herauslösen von Wirklichkeit aus dem Chaos der Natur.
Die Gegenwart des Menschen mit der [gedanklichen] Besitzergreifung ist die grosse Banngeste der Magie.

Magie wirkt unabhängig davon wie sie wirkt.

Für den Menschen handelt es sich darum, dem ewig sich wandelnden Gegenstand die gewünschte Form zu geben und ihn darin festzuhalten. Magie regelt also das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt, die magische Haltung ist Ergriffenheit und Wachsamkeit durch eine direkte Betroffenheit vom Unbekannten, Unpersönlichen und Unfassbaren.

Keine Magie (vom Weltbild her gesehen) ist alles indirekte, was mit Glauben, Wunder, Zauber, → Hexerei, Symbol, Opfer, Beschwörung, Gebet etc. zu tun hat.

Lassen Sie sich nicht verwirren von den gewöhnlich anders lautenden Angaben in allgemeinen Nachschlage-Werken.

Die ersten Bilder werden fassbar vor einigen zehntausend Jahren als Felszeichnungen, Höhlenmalereien der Altsteinzeit-Menschen. Am Anfang menschlichen Kulturschaffens steht eine fast klassische und ganz naturwahre Kunst der Abbildung, das magische erste Weltbild.

Das zweite grosse Weltbild ist jenes der Beseelung, der Animismus. In der heutigen Ethnologie findet der Begriff Animismus kaum noch Verwendung, da es als erwiesen gilt, dass es sich beim Leib-Seele-Dualismus um ein abendländisches Konstrukt handelt, welches nicht auf andere Kulturen übertragbar ist. Entstanden ist das Weltbild einer Beseelung bei den jungsteinzeitlichen, sesshaften Ackerbauern [neolithische Revolution], ist also Jahrtausende jünger als die Magie. In der Beseelung (vom lateinischen Wort anima = Seele) tritt vor allem die Trennung von Materie und Seele klar zu Tage, jene Zweiheit, die später als gedankliche Haltung mit Dualismus bezeichnet wird, was gleichzeitig die Geburtsstunde des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten ist. Die Naturkräfte werden übertragen, verkörpert, vergöttlicht. Die magische Ergriffenheit weicht der Hingabe und dem Glauben. Hier in der Beseelung ist der Zauber beheimatet, in der Magie ist es der Bann.

Magie und Beseelung liefen vermutlich nie als reine Form nebeneinander, denn überall traf die Beseelung auf das erste magische Weltbild. Die Unterschiede zwischen Magie und Beseelung sind heute nicht mehr unmittelbar zu sehen, weil beide Formen gemeinsam und durcheinander gelebt werden. Tatsache ist jedenfalls, dass ein rein magisches [unistisches] Weltbild, wie es zum Beispiel die moderne Quantenphysik vermitteln kann, bestehen könnte und auch einst bestand. Die Trennung von Leib und Seele ist willkürlich und die Welt voller Götter, Dämonen, Heroen und vermenschlichter Kräfte nicht mit den Erkenntnissen von exakten Wissenschaften vereinbar.

In einer dritten, jungen Schicht werden die beiden Weltbilder von Religion als Glauben überlagert.

Unabhängig davon rankt sich durch die ganze europäische Geschichte der Gedanken eine Ahnung um die Unsterblichkeit der Seelen [Todlosigkeit]. Da man davon ausgehen darf, dass die Vorstellung einer Seelenwanderung niemals zum Bestandteil christlich katholischer Missionspredigt in Mittel- und Nordeuropa gehörte, kann sie allein aus eigengesetzlichem Wissen erwachsen sein, zumal diese Auffassung durch Belege abgesichert wird. Die ältesten Schriften der Indoeuropäer sprechen in eindeutiger Festigkeit, z.B. im Rig Veda I-164, Vers 30, der auf die Zeit vor 1500 v.Chr. datiert wird: Die Seele des Toten wandert nach eigenem Ermessen. Die unsterbliche Seele ist gleichen Ursprungs mit dem Sterblichen. Das magische Weltbild macht keinen Unterschied zwischen leblos und lebendig. Es besteht also auch ein Unterschied zwischen einer Seele im magischen [unistischen] Sinne und einer Seele nach heidnisch-beseelten Verständnis.

Das magische Weltbild ist streng unistisch und kann, wie vermutlich im keltischen Druidentum zum trinitären Monismus führen. Der Dualismus ist nicht möglich, wird aufgehoben durch die Polarität, durch die sich gegenseitig voraussetzenden Gegensätze. Die Welt als Gesamtes [Universum], kann nicht mehr mit etwas anderem verglichen werden, ist existent vorausgesetzt als Ganzes [Raum-Zeit-Kontinuum vierdimensional], bestehend im Alles und Nichts, Bekannt und Unbekannt, Überall und Nirgends, usw.

Was bedeutet ganzheitlich? Ein Problem mit dem Begriff eines Ganzen kann darin bestehen, dass diese theoretische Singularität untrennbar gesetzt werden muss, damit ein Mensch überhaupt in die Möglichkeit versetzt wird, Gedanken dazu als Vorstellungen zu entwickeln. Was nicht verneint werden kann ist die wahrnehmbare Natur in der Welt der Menschen. Monismus setzt darum die Natur als Einheit des Ganzen, mit der Konsequenz, das natürliche selber sei, wenn schon, das sogenannt "göttliche".

Singulär sei die wirklich tatsächliche Einheit der Natur als Ganzes. Dieses Ganze ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff von "alles" oder "all-umfassend", weil alles nicht denkbar wird ohne den Gegenpol von "nichts". Alles sei Alles, Nichts sei Nichts - erst Alles und Nichts zusammen ergeben ein Ganzes als Einheit, welche erkennbar wird in Bekanntem und noch Unbekanntem.

Im Ganzheitlichen sind Metaphysik, Übernatürliches, Götter etc. überhaupt nicht denkbar bzw. gehören zum Unbekannten als Gegenpol des Bekannten.

In einer magischen Welt bilden Leib und Seele eine ungetrennte Einheit als Bestandteil eines Gesamten, bestehend im alles und nichts des Ganzen sowie erkennbar im bekannten und unbekanntem, welches überall und nirgends zu sehen ist. Der Mensch steht in dieser Welt ohne den Schutz der Götter, aber auch ohne Bedrohung durch Dämonen. Was ihn, den magischen Menschen, bedroht, ist die Unbeständigkeit und Wandelbarkeit der Dinge als Summe des Unbekannten, Unvorstellbaren und Unfassbaren.

Lesetipp:
Magische Welt der Berge - Die Sage vom Sennentunsch (Sennentuntschi)