Geist im modernen Weltbild


Grundgedanken zur Polarität und Dualität

Dreieinigkeit als Polarität wird häufig mit Dreiteilig oder Dreifaltig resp. mit zweifachen Dualismen verwechselt. Dualität bedeutet sich ausschliessende Gegensätze bilden [ja/nein]. Anders bringt Polarität jedoch nicht nur zwei Zustände hervor, sondern DREI mit der neutralen Mitte zwischen zwei sich gegenseitig bedingenden Polen. [Also nicht eine gedanklich hergestellte Dreiheit wie 1+1+1=3, sondern sich logisch unabdingbar voraussetzende Gegen-Pole]. Das Gedanken-Gebäude als die Logik der Polarität ist für alle gleich und bereits enthalten in den sich gegenseitig bedingenden Polen Wissen und Nicht-Wissen des Sokrates, auch wenn das damals und teilweise bis heute nicht als Polarität der Erkenntnis erfasst wird.

In der abendländischen Philosophie stehe am Anfang der Weisheit die Weiterführung von Gedankengängen des Xenophanes [um 500 v.Chr.]. Berühmt wurde ein geflügeltes Wort, das als verfälschende Verkürzung eines Zitats aus Platons Apologie dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben wird: Ich weiss, dass ich nichts weiss! Dabei handelt es sich um einen Übersetzungsfehler und trifft nicht den Sinn der Aussage. Wörtlich aus dem altgriechischen übersetzt heisst der Spruch nämlich Ich weiss als Nicht-Wissender bzw. Ich weiss, dass ich nicht weiss. Mit seiner Aussage behauptet Sokrates also nicht, dass er nichts wisse. Vielmehr hinterfragt er das, was man zu wissen meint. Die Aussage war ursprünglich ein Paradoxon, dass auch das Wissen über das Nicht-Wissen eine Kenntnis ist, von der man nicht sicher wissen kann.

Auch die fernöstliche Philosophie [Konfuzius, Lao-tse] befindet sich, bewusst oder unbewusst, mitten in einer Polarität von unbeschreibbar/beschreibbar, indem Tao [Weg] als kosmische Grundordnung weder in Worten beschrieben noch gedanklich erfasst werden könne.

Heute, ganzheitlich unter Einbezug der Relativität, hat Sokrates einfach bemerkt [festgestellt], dass zwischen dem Wissen, dem Bekannten und dem Nichtwissen, dem Unbekannten die Erkenntnis steht. Das war richtig. Die Natur als Oberbegriff besteht untrennbar in der Gegenwart des bekannten und unbekannten, erkennbar im Alles und Nichts. Damals konnte vor Ort die paradoxe Spiegelung von Alles und Nichts noch nicht erfasst werden und führte zu Trugschlüssen und Denkfehlern. Die auf Sokrates folgenden Philosophien sind dann bereits beliebiges Programm von so genannten Wahrheiten, wie etwa Platon [Idealismus] und Aristoteles [Logik, Metaphysik].

Dadurch wird keineswegs die Bedeutung dieser Gedanken in der kulturellen Entwicklung verneint oder geschmälert, wichtig jedoch ist heute das sich bewusst sein, die Sagen des klassischen Altertums [Polytheismus], die Philosophie und die spätere Religion und Ideologie haben eines gemeinsam: Den Dualismus als eine willkürliche Trennung von Gedanken und Materie. Stets aber wären alle Gedankengänge in Übereinstimmung zu bringen mit neuen Erkenntnissen, wie etwa der Relativität, dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum, E=mc2, Quantenphysik, Unschärferelation und dergleichen mehr.

Das Prinzip der Polarität (Psychologie)

Polarität bezeichnet, vereinfacht, die sich gegenseitig bedingenden [realen] Tatsachen auf dem momentanen Stand menschlicher Erkenntnis. Das Erkennen von Polarität löst den Dualismus auf und ist demzufolge ein Hilfsmittel [Denkmuster] zum allgemeinen Verständnis der Welt:

Die Polarität selber sagt überhaupt nichts aus über den Gegenstand zwischen den Polen. Innerhalb einer Polarität von Alles/Nichts, bestehend im Bekannten und dem noch Unbekannten funktioniert nach dem Prinzip des Stoffwechsels von lebenden Zellen [So wenig Aussenwelt wie möglich und zugleich soviel wie unbedingt notwendig durch Abgrenzung und Durchlässigkeit] ein angeborenes Denkmuster: erkennen, unterscheiden, auswählen. Über richtig und falsch entscheiden die Bezugspunkte und Schnittstellen selber.

Das Prinzip der Polarität scheint angeboren: Biologisches Leben bedeutet vor allem eine optimale Anpassung und Abgrenzung gleichzeitig so viel und so wenig wie nötig und möglich. Ausserhalb dieser an sich paradoxen Gratwanderung ist kein Leben möglich. Dieses Prinzip führt dann zum angeborenen Denkmuster von erkennen, unterscheiden und auswählen als

Realität-Wahrnehmung
als war-nehmen [von waren = sehen]
→ Polarität → Dualität gehören untrennbar zusammen
und ergibt die [logische] EINS als Gegensatz der NULL.

Damit ein Mensch überhaupt irgendetwas denken kann, muss zwingend ein erster Vergleich und eine erste Unterscheidung mit etwas stattfinden können. Diesem Zweck dient die Annahme [Axiom] einer gedachten Einzigartigkeit [Singularität], welche wahlweise in einer Vorstellung von Ordnung oder von einem Chaos bestehen kann. Diese erste Dualität bedingt sich in der Folge gegenseitig. Aus dieser gedachten Singularität resultiert die Folgerichtigkeit [Logik], global schon immer in allen Kulturen: Das Ganze besteht im alles und im nichts und ist erkennbar im bekannten und im noch zu erkennenden unbekannten. Bekannt [Wer bin ICH?] ist die logische EINS [ICH-SELBST] im Gegensatz zur NULL als ein Resultat der sich gegenseitig bedingenden Polarität von Frau und Mann.

Zuerst wird festgestellt, da ist was, möglicherweise etwas Unbekanntes, das wird mit dem Bekannten verglichen, erfasst und führt möglicherweise zu neuer Erkenntnis. Erst dann wird der Dualismus der Auswahl aktiviert. Anders Philosophie, Religion und Ideologie. Da wird den Menschen gleich die fertige, bereits dualistisch getroffene Auswahl eines an sich dreiteiligen natürlichen Vorganges angeboten und nimmt dadurch die Erkenntnis vorweg, bzw. lässt diesen angeborenen Teil des Imaginären, der Fantasie und Kreativität gar nicht mehr zu oder erschwert zumindest den Zugang.

In der Darstellung wird Trinität, die Dreieinigkeit, sowohl keltisch als auch germanisch sichtbar:



Dreieinigkeit

Der proto-indoeuropäische [logische] Kern

Indogermanisch und indoeuropäisch meinen dasselbe. Vergleichende Sprachforschung [Linguistik] zeigt auf, die Sprachfamilie, welche als indogermanisch oder indoeuropäisch benannt wird, müsste zur Erfassung der geographischen Ausdehnung heute [2011] eigentlich tocharo-keltisch oder kelto-tocharisch heissen. Die tocharische Sprache im Chinesisch-Turkestan nördlich von Tibet gehörte ebenso zu dieser Familie wie die keltischen Sprachen von Westeuropa [nebst Indo-Arier im Süden von Tibet [Sanskrit] in Indien und vielen anderen].

Woher und welcher Kultur die Proto-Indoeuropäer wirklich waren ist noch immer Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Durch die Entdeckung des tocharischen nordöstlich von Tibet erhält die asiatische Hochebene mehr Gewicht wie die konkurrierende Meinung vom Kaukasus im Süden Russlands. Sicher ist die Domestikation des Pferdes vor mindestens etwa 7000 Jahren ein wesentlicher Schritt mit Bezug auf die Mobilität der Menschen.

Unabhängig davon kann davon ausgegangen werden, hinter den unterschiedlichen Gedanken von Nachkommen der Proto-Indoeuropäer wurde ursprünglich deren gelebte Erfahrung von diesen Einwandernden mitgebracht, was sich in der weiteren Entwicklung ausdrückt. Um 2500 v.Chr. sei eine Reihe von Invasionen indoeuropäischer Stämme in das dravidische Nordindien erfolgt. Die Herkunft dieser Stämme ist weitgehend unbekannt, sie werden gewöhnlich als indo-arische Stämme bezeichnet. Arier von Sanskrit: arya heisst edel. Zwischen 1300 bis 1000 v.Chr. entstanden die drei [später vier] Veden. Vor der Niederschrift der Texte wurde der Inhalt der Veden mündlich überliefert.

In der Indologie, einer geisteswissenschaftlichen Disziplin, die sich mit der Beschreibung und Erklärung der Sprachen, Kulturen und Geschichte des indischen Kulturraumes befasst, wird als vedisch der Zeitrahmen von 1500-600 v.Chr. bezeichnet. In dieser Phase gab es weder Tempel noch Bilderverehrung; die für den späteren Hinduismus typischen Vorstellungen wie Karma, Erlösung und Kreislauf der Wiedergeburten waren noch nicht entwickelt.

Der Inhalt dieser Veden unterscheidet sich markant von der heutigen Form des Hinduismus. Gegenüber späteren Hindureligionen ist nicht nur die Tempel- und Bilderlosigkeit ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal, sondern auch, dass die Veden keine Erlösungsreligion ist und keine Wiedergeburt kennt. Zweck der Veden ist nicht die Erlösung, sondern die Bewältigung und Gestaltung des Alltags. Die soziale Stellung der Frau ist höher als die des Mannes, und die Ehe gilt als heilig. Ein weiteres wichtiges bis heute wirksames Element ist der Ahnenkult.

Der Vedismus leitete den langsamen Übergang zum Brahmanismus, verbunden mit vielen Elementen aus der Induskultur und ist Vorläufer des Hinduismus und des Buddhismus. Als Brahmanismus werden ca. 800-500 v.Chr. die Lehren von Seele und Weltseele in den Upanishaden formuliert. Wesentliche Fundamente aller indischen Religionen wurden in dieser Zeit gelegt, wie etwa die Vorstellung von Samsara, dem sich wiederholenden Kreislauf von Geburt und Tod, sowie das Gesetz des Karma. Das Ende der vedischen Zeit [6. und 5. Jh.v.Chr.] war politisch wie auch religiös eine Zeit des Umbruchs. In Magadha traten zwei Religionsstifter hervor, deren Lehren zwar Gemeinsamkeiten mit dem vedischen Glaubenssystem aufwiesen, wie der Kreislauf der Wiedergeburten [Samsara] und das Gesetz der Tat [Karma], jedoch aber eine Weiterentwicklung bieten. Mahavira begründete den auf asketische Traditionen zurückgehenden Jainismus. Der, ebenfalls als Prinz eines kleinen Fürstentums geborene, Siddhartha Gautama schliesslich lehrte als Buddha den Weg der Mitte, den Buddhismus.

Im Hinduismus gibt es kein gemeinsames für alle gleichermaßen gültiges Glaubensbekenntnis. Ebenso keine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte. Die meisten Gläubigen jedoch gehen davon aus, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf [Samsara] sei, sie glauben an die Reinkarnation. Einheit in der Vielfalt [und nicht Vielfalt in der Einheit] ist eine oft verwendete Redewendung zur Selbstdefinition im modernen Hinduismus.

Einer der wichtigsten Begriffe im Hinduismus ist das Brahman, der höchste Geist des Kosmos. Brahman ist die unbeschreibbare, unerschöpfliche, allwissende, allmächtige, nicht körperliche, allgegenwärtige, ursprüngliche, erste, ewige und absolute Kraft. Es ist ohne einen Anfang, ohne ein Ende, in allen Dingen enthalten und die Ursache, die Quelle und das Material aller bekannten Schöpfung, rational unfassbar und doch dem gesamten Universum zu Eigen [also keine abendländische Transzendenz].

Die buddhistische Lehre benennt weder einen allmächtigen Gott noch eine ewige persönliche Seele. Das unterscheidet ihn auch von Hinduismus und Brahmanismus, mit denen er anderseits die Karma-Lehre teilt. Das Ziel der buddhistischen Praxis ist eine fundamentale und befreiende Einsicht in die Grundbedingungen allen Lebens, aus der sich die Überwindung des leidhaften Daseins ergibt. Dabei wird von Extremen abgeraten, vielmehr sollte immer der mittlere Pfad bevorzugt werden. Dabei seien aufgezeigte Lehren nicht dogmatisch zu befolgen, sondern die Selbstverantwortung des Menschen wird gefordert.

Die Mitte besteht immer aus drei Teilen. So ist mit dem mittleren Pfad, henotheistisch, auch im Buddhismus ein proto-indoeuropäischer [logischer] Kern erhalten geblieben: eine Dreifaltigkeit, ähnlich wie im Christentum die Dreieinigkeit. Bleibt die Bemerkung, ursprünglich handelte es sich bei dem durch die einwandernden Proto-Indoeuropäer nach Indien mitgebrachten Gedankengut, welches später in den Veden seinen Ausdruck fand, keinesfalls um Theismus oder Religion. Ebenso wenig wie bei den nach Westen gewanderten Verbänden.

Der Zug der Kimbern 120 bis 101 v.Chr. Die frühere Bezeichnung als Germanen sei irreführend wie auch die Bezeichnung Kelten, erfassbar ist die Zugehörigkeit zu einer Sprachgruppe, keltisch oder germanisch. Historisch sind die Kimbern also lediglich ein germanisch sprechender Verband wie auch die späteren Goten.