Biografie von Rolf Pfister in Zürich


Grosseltern väterlicherseits


Grosseltern mit Kindern 1965 (70. vom Grossvater)

Mein Urgrossvater Hans Heinrich Pfister, Landwirt im Neuhaus am Rain in Schönenberg verstarb 1909 jung im Alter von erst 48 Jahren. 1882 wurde er wegen einem Herzleiden vom Militärdienst dispensiert. Der Hof wurde verpachtet. Die beiden Kinder Kaspar (mein Grossvater) und Meta kamen unter die Vormundschaft ihres Onkels Arnold Pfister. Kaspar absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung auf dem Hof von Rudolf Treichler in Samstagern. Die Tochter Meta fand zusammen mit der Mutter Unterkunft bei deren Bruder Konrad Rusterholz-Höhn auf dem Hof zur Buechen in Schönenberg.

Mit Mai 1914 übernahm der nun bald volljährige Kaspar das väterliche Neuhus als Heimwesen zu Eigentum und Bewerbung auf eigene Rechnung, worauf die ganze Familie, also Mutter und Schwester, wieder dort einzog. 1918 verkaufte er den Hof an die Familie Lardi und erwarb für 78'000 Franken von seiner Tante Seline, Witwe von Landwirt Walter Heinrich Höhn, den Hof im Herner in Horgen (mein Elternhaus) und zog dorthin.

Meta, geb. 1903, kam nach Abschluss der Sekundarschule nach Arosa und arbeitete dort in der Konditorei Simmen an der Kasse. Bereits in Arosa lebte ihre Cousine Martha Emma Pfister, das einzige Kind von Arnold Pfister und Emma Rusterholz. Diese war nach der Schulausbildung in die Saison-Hotellerie geschickt worden, wurde lungenkrank und kam deshalb nach Arosa wo sie den Postbeamten Richard Max Keller heiratete. Die beiden besassen in Arosa mehrere Häuser, deren Wohnungen vorwiegend an Kurgäste vermietet wurden. Das Paar bekam trotz bester Absicht keine Kinder. Nachdem einst Hanna Pfister, Tochter von Kaspar im Herner Horgen bei Kellers in Arosa in den Ferien war, habe Marthas Vater Arnold seinen Neffen und ehemaliges Mündel Kaspar angefragt, ob er nicht seine Tochter Hanna weggeben würde, weil seine Tochter Martha an dieser Gefallen gefunden hätte. Es habe meine Grossmutter sehr getroffen und Arnold habe nie mehr im Herner in Horgen vorbeikommen dürfen.

Mein Grossvater heiratete 24-jährig 1919 die 23-jährige Seidenweberin Alina Laura Leuthert von Ludretikon in Thalwil, Tochter eines Fergger-Meisters in der Seidenweberei mit eigener Web-Stube in Einsiedeln. Grossvater habe getrunken, sauren Most (Apfelwein, Alkoholgehalt mit Bier vergleichbar) und dann betrunken seine Frau geschlagen bis er mit Kontaktverbot für einen Monat von seiner Familie entfernt wurde und nachher unter Kontrolle war durch die Drohung seines Schwiegervaters, er würde seine Tochter samt Kindern nach Einsiedeln holen. Mein Vater habe sehr, auch noch später, darunter gelitten, weil er als Kind vom betrunkenen Vater abgeschlagen worden sei. Dieser Ehe entstammten 4 Kinder: Robert 1920 (mein Vater), 1921 Aline, 1923 Hanna, 1925 Hans-Heinrich.

Obschon im gleichen Haus wohnhaft sah ich meine Grossmutter eher selten. Sie lebte zurückgezogen. Draussen war sie im Garten, pflegte Gemüse oder war beim jäten. Ich habe nie einen gefühlsmässigen Bezug zu ihr entwickelt. Anders mein Grossvater. Der war immer irgendwo beim werken und störte sich nicht an uns Kindern. Sonntags nahm er mich manchmal mit auf Reise, immer allein ohne seine Frau. Er hatte Nitro-Glyzerin in der Jackentasche für sein Herz und zeigte mir jedes Mal wo er das hatte, für den Fall der Fälle. Ich half ihm bei der Arnika sammeln, welche dann im Schnaps-Bad an die Sonne gelegt wurden. Oder in den Sihlwald durfte ich mit zum Bürdeli (Reisigbündel) machen. Er hatte zwar eigenen Wald, aber da waren mehr Äste am Boden. Den zusammenklappbaren Bürdli-Bock geschultert mit der Bahn durch den Tunnel nach Sihlbrugg und dort hinauf in den Wald. Ich musste die Äste zutragen und er schnitt sie zurecht. Ich freute mich jeweils auf die Pause mit einem Süssmost, Cervelat und Brot. Die Bürdeli wurden dann von meinem Vater mit dem Auto in den Herner überführt.


Glarnerland, in die Alpenrosen mit Grossvater (Topolino meines Vaters)

Eines Tages, als mein Vater die Ruhe in der Nachbarwohnung bemerkte und niemand reagierte, stieg er über eine Leiter durch ein Fenster in die Wohnung und fand seine Mutter in der Küche am Boden liegend. Sie war hingefallen und konnte nicht mehr aufstehen. Seit Jahren war bei ihr zunehmend, wie damals gesagt wurde, die Arterien-Verkalkung feststellbar an einem starren Blick. Der Grossvater lag schlafend, aber tot in seinem Bett. Sie kam noch ins Spital und verstarb dort gleichen Jahres 1971.