Kelten und Druiden in der Schweiz


Fridolin von Säckingen

Fridolin von Säckingen

Das Skelett an der Seite vom katholischen Heiligen Fridolin zeigt gemäss der Legende ursprünglich die von Fridolin mitgeführten Reliquien des Hilarius von Poitiers, welcher im 4. Jahrhundert die erste Gesamt-Darstellung über die Dreieinigkeit, De Trinitate, verfasst hatte. Mit Fridolin wurde das durch gotische Arianer einst zerstörte Erbe Jahrhunderte später wieder erhoben und weiter getragen.

Die Sagen und Legenden um den historisch nicht belegbaren Sankt Fridolin vermögen einen Eindruck davon zu vermitteln, wie die Dreieinigkeit, [unvergängliche Seele], aus der überlagerten keltischen Kultur zur Dreifaltigkeit der neu nun katholischen Gedanken-Welt nördlich der Alpen wurde. [Bitte beachten: Dreifaltig als ideelles Konstrukt ist nicht gleich einem logischen dreieinig durch Polarität.] Historisch belegt ist im 10. Jahrhundert der Erfinder einer Legende als Fridolin-Vita: Balderich [auch Baltherus oder Balther von Säckingen] besuchte die Klosterschule in St. Gallen, war ein Mönch in Säckingen und von 970 bis zu seinem Tod Bischof von Speyer. Balderich stellt so eine Verbindung zwischen den früheren Wander-Mönchen Columban der Jüngere, Gallus [St. Gallen] und seiner Heimat dar im Grenz-Gebiet zwischen zwei nicht miteinander vereinbaren Gedanken-Konstruktionen:

Arianer: Der Vater allein ist Gott ...
und andererseits ...
Trinitarier: Wesens-Einheit von Gott Vater, Sohn Jesus Christus und Heiligem Geist

... der Name Fridolin bedeutet althochdeutsch der Friedensreiche resp. fried-lieb

Mythos einer Christianisierung

Der biblische christliche Herr als Vater-Gott eignet sich vorzüglich zur Recht-Fertigung einer fehlenden direkt-demokratischen Legitimation der Herrschaft. Zeitlich lasse sich die Fridolin-Legende einordnen in die Phase der sogenannten fränkischen Landnahme nach dem Sieg der Franken über die Alemannen im Jahr 496. Die Menschen mit germanischer Kultur, die um die Mitte des 4. Jh. an den Nordost-Grenzen des Römischen Reiches siedelten, wurden während der Vorherrschaft des Arianismus gelehrt und erzogen. Der gotische Bischof Wulfila verfasste eine Bibel in gotischer Sprache [Wulfila-Bibel], die zu einem einigenden Band dieser Menschen wurde. Da sie zwar in enger Beziehung zum Römischen Reich standen, diesem aber formal nicht angehörten, hatten die Beschlüsse im Konzil von 381 keinen Effekt auf sie. Während der so genannten Völkerwanderung gelangten germanische Krieger-Verbände [Burgunden, Langobarden, Ostgoten, Rugier, Sueben, Vandalen, Westgoten] teilweise als Foederati, teilweise als Eroberer in Gebiete des kulturell fortschrittlicheren Römischen Reichs, die weitgehend von trinitarisch denkenden Menschen bewohnt waren. Im Verlauf des Zusammenbruchs des Weströmischen Reiches bildeten sich auf dem Boden des ehemaligen Westreichs unabhängige germanische Nachfolgereiche, in denen meistens eine germanische arianische Minderheit über eine trinitarische romanische Mehrheit herrschte. In einigen Fällen führte politischer Druck dazu, dass die Minderheit die Konfession der Mehrheit übernahm. So liessen sich der arianische burgundische König Sigismund im Jahre 516, der Sueben-König Miro im Jahre 572 und der arianische Westgotenkönig Rekkared I. im Jahre 587 trinitarisch taufen. Teils wird vermutet, auch der Merowinger Chlodwig I. sei vor seinem Übertritt zum trinitarischen Christentum nicht Heide [wie meistens angenommen], sondern Arianer gewesen. Er vermied jedenfalls Spannungen mit der romanischen Mehrheitsbevölkerung.

Fridolin in Glarus

Das Vordringen der Alemannen in die Schweiz im 6. und im 7. Jahrhundert überlagerte die romanisierte keltische Bevölkerung. Zusammen mit den Römern verschwand auch deren Staats-Religion, das katholische Christentum, wieder aus der Gegend - wenn auch vermutlich nicht restlos. Alemannen, Ostgoten und Franken stritten sich um das strategisch wichtige Gebiet. Der schon zur Römerzeit benutzte Wasserweg Rhein-Limmat-Zürichsee-Linth-Walensee zählte noch im Spät-Mittelalter als Königs- oder Reichs-Wasserstrasse zu den wichtigen Verkehrsverbindungen. Wohl schon im Frühmittelalter verschiebt sich die romanisch-alemannische Sprachgrenze bis zum Walensee. Das einst keltisch besiedelte Glarner-Land blieb aber bis ins Hoch-Mittelalter hinein zwei-sprachig romanisch und alemannisch.

In Glarus wurde am 13. Juni 1782 die letzte legale Hexen-Tötung vollzogen an der Anna Göldi, was europaweit als Justiz-Mord für Empörung sorgte.

Tuggen Bei Tuggen am Oberen Zürichsee erlebten die Wandermönche Columban und Gallus um 610 den ersten Zusammenprall mit den hier ansässigen Menschen. Der Orts-Name Tuggen soll keltischen Ursprungs sein und von dug = führen, ziehen herstammen, von den Leuten also, welche die Schiffe vom Zürichsee in den Walensee zogen. In der zürichdeutschen Umgangssprache existiert noch heute das Verb tugge für Gebühren zahlen und bezieht sich auf den um 1550 verlandeten Tuggenersee als Teil des oberen Zürichsees. Die Missionierung misslang gründlich, die beiden mussten das Gebiet fluchtartig verlassen. Die Beata-Landolt-Sippe gründete 741 ein Kloster in Benken [Babinchova]. Der Besitz über das Grenzland zwischen Rätien und dem Herzogtum Alemannien [später Herzogtum Schwaben] wechselte ständig. [Darin liegt der Bezug zu Fridolin].

Eine Sage berichtet wie Fridolin, der vom sterbenden, reichen Ursus grosse Teile des Glarnerlandes geschenkt bekam, diesen im Erbstreit mit dessen Bruder Landolf aus dem Grab um Hilfe geholt habe. Landolf sei, als er den bereits in Verwesung übergegangenen Bruder unter freiem Himmel auf dem grünen Hügel zu Müsinen bei Sulz vor dem Gaugericht Rankweil erscheinen sah, darob so erschrocken und beschämt worden, dass er Fridolin auch seinen Teil des Glarnerlandes schenkte. Auf diese Weise wurde die Zugehörigkeit des Glarnerlandes zum von Fridolin gegründeten Kloster Säckingen erklärt, Fridolin gilt als Schutzpatron vor Erbschleicherei und ziert das Wappen des Kantons Glarus. Die Verbindung der Legende zu der Gerichtsszene in Rankweil, wo Fridolin mit dem toten Urso [Ursus] erscheint, taucht erst im sogenannten Provincia-Anhang der Legenda aurea des Jakobus de Voragine gegen 1290 auf. Schauplatz ist hier die Sprachgrenze im Kanton Glarus auf dem Weg zu den Alpen-Übergängen in der Schweiz.

In einem übertragenen Sinn beschreibt die Sage: der ursprünglich keltische Bär, der romanisierte Ursus, schenkt in der Legende zusammen mit dem Bruder Lando* das Grundstück [keltisch Landa] dem Fridolin resp. dem ältesten alemannischen Kloster Säckingen. Die alemannische Sprache hat sich durchgesetzt, friedlich bzw. fried-liebend.

Fridolin mit Skelett
als Zeuge vor dem Gau-Gericht

Fridolin von Säckingen Fridolin