Kelten und Druiden in der Schweiz


Fasnacht - Fastnacht

[auch Fasnet, Fasching, Karneval, Fünfte Jahreszeit]

Fasnacht

Venedig [Serenissima] habe einen keltischen Hintergrund
über die venetische Sprache der Antike
[nicht zu verwechseln mit der romanisch
venetischen Sprache im Italienischen].

Ursprung, Herkunft, Entstehung und Bedeutung der Fasnacht

Was ist Fasnacht? Warum eigentlich Fasnacht? Woher kommt der Brauch? Vor dem Hintergrund der untergegangenen keltischen Kultur, [nach dem Verbot derer Schulen durch römische Kaiser], erscheinen zwei verschiedene Anlässe, die heute [2017] missverständlich beide als Fasnacht bezeichnet werden: im November der Märit oder Märt [Markt oder Herbst-Messe, Martini am 11.11.] und im Februar die Vast-Naht [Fasnacht, das keltische Frühlings-Fest zur Lichtmess]. Im Kanton Bern in der Schweiz wird mit dem Fasnachtsbär eine Verbindung überliefert für die 5. Jahreszeit als Winter-Ruhe der Bären mit Start am 11.11. bis Fasnacht im Februar. Lesen Sie dazu bitte bei Martini und Lichtmess. Die Veranstaltungen im Dezember und Januar gehören inhaltlich zum umgeformten keltischen November-Brauchtum, welches sich teilweise verlagerte durch das kath. auf Silvester verschobene Neu-Jahr. Innerhalb der beiden Anlässe ist noch zu unterscheiden zwischen dem einst unterschiedlichen Zweck und dem dazugehörenden jeweils gleichen Volksfest der Chilbi].

Schon bevor durch den katholischen Klerus eine neu-geistliche Fasten-Zeit vor Weihnachten und vor Ostern verordnet wurde, begann das landwirtschaftlich geprägte Arbeits-Jahr um die heutige Lichtmess, dem 1. Februar und endete um das heutige Allerseelen, dem 1. November. Beide Daten wurden nebst anderen auch Termin für die Abgaben [= Wisunge]. Im Brauchtum werden deshalb zwei ursprünglich voneinander unabhängige Anlässe überliefert, an welchen die Abhängig- und Dienstbarkeiten innerhalb der drei Monate zwischen November und Februar zweimal wechseln konnten. Das kalendarisch mehrjährige Ganz-Jahres-Verständnis mit Bezug auf Arbeit ist ein Produkt der Neuzeit.

Die keltische Kultur basierte nicht auf religiösen Einbildungen wie die katholischen Vorstellungen, sondern auf dem tatsächlich exakten astronomischen Kalender mit je zwei Tag- und Nachtgleichen und zwei Sonnenwenden. Der Anlass für den 1. November resp. Martini bzw. Herbst-Messen [= Märit] war die Tag- und Nachtgleiche im September, für den 1. Februar resp. Lichtmess bzw. Frühling-Fasnacht war die Sonnenwende im Dezember der Bezug. Die Gleichen bilden in keltischer Kultur die Halbzeiten Sommer und Winter als Hauptachse und die Wenden zeigen die kürzer oder länger werdenden Nächte oder Tage. Lesen Sie dazu bitte bei Lichtmess und die keltische Mistel.

Jedes Brauchtum wird von den bestehenden Sitten-Gesetzen vor Ort begleitet und je nach dem dadurch auch umgedeutet und verändert. Mit der Fasnacht werden in der Deutsch-Schweiz zwei verschiedene Anlässe als Bräuche überliefert durch die Herbst-Messen und die Frühlings-Fasnacht. Die Herbst-Fasnacht ist in der Regel noch auf einen Tage reduziert am 11.11., dem Martini oder Martinstag und wird regional unterschiedlich lebendig, wenn überhaupt. Im Februar finden die grösseren mehrtägigen Anlässe der Frühlings-Fasnacht statt mit Umzügen, Dekoration, Schnitzel-Bank, Fasnachts-Zeitungen, Bällen und Tanz in Wirts-Häusern und dergleichen mehr.

In allen Kulturen des Mittelmeerraumes lassen sich ähnliche Feste nachweisen, die mit dem Erwachen der Natur im Frühling in Zusammenhang stehen. Mit der Ausdehnung des alten römischen Reiches gelangten die Elemente aus anderer Kultur über die Alpen. Die Verknüpfung der Faste mit dem Wort -nacht als Fasnacht scheint aber nur im deutsch-sprachigen Raum vorzukommen. Den ältesten schriftlichen Nachweis für Fasnacht liefert Wolfram von Eschenbachs Parzival [409, 8-9: dass auch die Marktweiber in Dollnstein nicht besser streiten könnten an Vasnaht] aus dem Jahre 1206. Im 13. und 14. Jahrhundert ist in diesem Zusammenhang von Gastmählern und Trinkgelagen, aber auch Tanzfeiern, Stech- und Turnierspielen die Rede. In Freiburg im Breisgau taucht der Terminus vasinaht 1283 als Datum auf in Verbindung mit einer Gütervergabe des Klosters Adelhausen.

Nach dem Verbot ihrer [Druiden-]Schulen durch römische Kaiser wurde die keltische Kultur vor gut 2000 Jahren der Weiter-Bildung beraubt, nicht aber der eigenen Erfahrung, Denkart und Tradition. Der katholische Glaube an einen einzigen Herr-[Gott] eignete sich vorzüglich zur vermeintlichen Legitimation von Herr-Schaft über die Anderen. Das ursprünglich keltische Frühlings-Fest der Fasnacht im Februar um Lichtmess wurde offenbar als Brauch geduldet und erst ab etwa 1500 verteufelt und herabgesetzt. So schreibt der deutsche Chronist Sebastian Franck 1534 in seinem Werk Weltspiegel und Bildnis des ganzen Erdbodens über die Vasnaht im fränkischen Raum folgendes:

Viele geben sich als die Teufel, viele laufen nackt ohne alle Scham gar entblösst durch die Stadt. Manche damit sie keine Scham haben, verputzen sie sich, dass man sie nicht kenne. Sie haben viel seltsame Bräuche, die ich darum erzählen will, dass dies, so von Ausländern gesagt wird, eher geglaubt werde und das wir nicht meinen die Juden, Türken, Heiden etc. seien allein Narren, weil wir selber so töricht Bräuche vor der Tür haben in unseren Landen und dennoch Christen sein wollen. An diesem Fest pflegt man viel Kurzweil, Spektakel, Spiel zu halten. Da verkleiden sich die Leute, laufen wie Narren und Unsinnige in der Stadt herum mit mancherlei Abenteuer und Fantasie was sie zu erdenken vermögen. Wer etwas Närrisches erdenkt der ist Meister. Da sieht man in seltsamer Rüstung seltsam Mummerei. Viele kriechen auf allen Vieren wie die Tiere, viele brüllen Narren aus.


Fasnacht
Der Streit des Karneval mit der Fasten
Pieter Bruegel der Ältere, um 1559
Kunsthistorisches Museum Wien

Der nach Einführung einer katholischen Fastenzeit als Fasnacht bezeichnete Anlass war vorher scheinbar ein Dorf-Fest zu Lichtmess am 1. Februar als Aufbruch zum Neu-Beginn. An diesem Fest konnten offenbar alle gleichberechtigt teilnehmen unabhängig der sozialen Stellung. Die Maskerade als ein sich in der Gesellschaft unerkannt begegnen zu können ist zu unterscheiden von den voneinander abgeschriebenen und stets rezitierten Spekulationen wie vertreiben von Geistern, vom Winter und dergleichen mehr. Die Behauptung von einer Vertreibung der bösen Geister war eine herabsetzende Unterstellung durch die neue katholische Lehre. Die Menschen waren damals weder blöder noch dümmer wie heute und erst durch den Katholizismus wurde die Einbildung vom Geist [= Gott] behauptet. Solche Einbildungen haben nichts mit der ursprünglichen Fasnacht der Maskierung oder dem Frühlingsfest zu tun, sondern diese sind hier in der Deutsch-Schweiz eingeschleppte nördlich germanische Erfindungen, vermutlich basierend auf dem Polarlicht als Gespenst welches zum göttlichen Geist umgedeutet wurde. In keltischer Kultur werden Gedanken gedacht ohne Gespenster und ohne Geister.

Fasnacht ist weder Mythos noch Kult und Ritual, sondern Brauch, der sich im steten Wandel befindet und dadurch lebendig bleibt. Das sich maskiert begegnen im November zu Martini am 11.11. nach dem Samonios [dem heutigen Allerseelen] aus keltischer Kultur am 1. November und im Februar zur Fasnacht nach der Lichtmess am 1. Februar hat vermutlich mehr mit einer einst üblichen Neuverteilung der Abhängigkeiten und Zuständigkeiten zu tun als mit den stets rezitierten und voneinander abgeschriebenen Fantasien über Masken-Brauchtum oder einem katholischen Fasten als Dogma. Maskerade beinhaltet in erster Linie die anonyme Begegnung auch von sich Bekannten bis zur Demaskierung. Fasnacht, die Zeit der Verwandlung. Die kultivierte politische Narren-Freiheit der frechen Sprüche sind ein Element der Reinigung von vergangenem. Die erweiterte Norm im Geschlecht sind noch vorhandene Aspekte von versteckter Begegnung.

Fasnacht, im Ursprung ein Fest der Frauen resp. zu Ehren vom weiblichen Geschlecht

Weiber-Fastnacht

Nicht die heute [2014] zur Schau gestellte Tradition als Resultat von Ordnungs-Politik war ursprünglich Inhalt der Fasnacht, sondern das Fest zum Frühling mit der Frau im Zentrum. Der Anlass war exakt bezogen auf die Wintersonnenwende im Dezember und die dadurch kürzer werdenden Nächte resp. länger dauernden Tageszeiten. Das Frühlings-Fest selber gehörte zur keltischen Imbolg [Lichtmess] am 1. Februar als Rundum- resp. Rein-Waschung durch Neu-Beginn. Nichts anderes geschieht, wenn heute mit dem Fasnacht-Sujet, Narren und frechen Sprüchen etwas Vergangenes mit Humor sozusagen vom Tisch gewischt wird.

Im Strassen-Fasching, welcher als Weiber-Fasnacht bezeichnet wird, hat sich der Fokus auf das weibliche Geschlecht erhalten. Vor Ort im mhd. war sprachlich vast = fest, eng, nahe usw. Die Vast-Nacht im Februar wäre so gesehen die feste Fest-Nacht schlechthin gewesen und hatte vor der Überlagerung durch die Ideologie aus anderer Kultur [Religion] rein gar nichts mit einem katholischen Fasten zu tun. Die Umdeutung auf eine Völlerei vor dem Fasten war und ist reine Propaganda eines männlichen Klerus der Herr-Schaft zwecks Übernahme bzw. Eingliederung vom alten keltischen Brauch.

Der fette Vastel gegen Abend mit all seinen Gästen
wird bestritten von den Mager-Vasten

Fastnacht

Der Kampf des Fasching mit der Fasten
1558, Hieronymus Kock nach Franz Hogenberg

Tatsache ist, der als Fasnacht bezeichnete Anlass im Februar ist lebendig geblieben bis auf den heutigen Tag. Die modern multi-kulturell Teilnehmenden, zunehmend ohne Konfession, haben keine Verbindung mehr zu einer Fastenzeit vor Ostern.

Auf dem Hintergrund [keltisch] der nun gewiss kommenden warmen Sommerzeit [1. Mai, Walpurgis] bildet die Fasnacht [1. Februar, Lichtmess] den Ausdruck der puren Lebens-Freude mit Allem was dazu gehört, ohne Wenn und ohne Aber.

Zu beachten ist in diesen Zusammenhängen: Die katholisch religiöse Auferstehung [Ostern] ist nicht kompatibel mit der keltischen Auferstehung von Flora und Fauna am 1. Mai. Ebenso ist bei den Frühlingsfesten zu unterscheiden zwischen dem keltischen Anlass zur Lichtmess am 1. Februar [Fasnacht] und jenen mit Bezug auf die Tag- und Nachtgleiche im März.