Biografie von Rolf Pfister in Zürich


Familienleben

Im Mittelpunkt unserer Familie stand und steht meine einzigartige Ehefrau Trudi Jäger. Mit ihrem sonnigen, liebenswürdigen Naturell, nimmermüde aktiv und zugleich selbstlos bescheiden, umschifften wir alle Klippen. Was diese zierliche Powerfrau leistete ist ohnegleichen.

Standesamt
Standesamt 1976

Unser Kennenlernen und die ersten gemeinsamen Jahre sind in vorgängigen Kapiteln beschrieben. Wir stammen beide aus einfachen Verhältnissen ohne Vermögen, so genannten Arbeiter-Familien, wo der Mann arbeitete und die Frau mit den Kindern zu Hause war. Sie wuchs mit einem Bruder und 3 Schwestern auf, ich mit 3 Schwestern. Ihr Vater verstarb, als sie 17 war.

Das eigentliche Familienleben mit unseren drei Wunschkindern begann 1982 mit dem Umzug nach Zürich-Affoltern in eine Vier-Zimmer-Parterre-Wohnung der Baugenossenschaft. 1998 bezahlten wir als Miete monatlich 850 Franken inklusive Nebenkosten und einem reservierten Parkplatz im Freien. Im gleichen Haus ist meine Frau aufgewachsen, ihre Mutter wohnte noch immer dort mit der jüngsten Tochter, welche später zu ihrem Freund umzog. Die Mutter wurde von meiner Frau versorgt bis zu ihrem Wechsel 1990 ins Altersheim Rosengarten in Uster, wo sie 2001 im Alter von 82 verstarb.

Gartensitzplatz
Unser Gartensitzplatz in der Baugenossenschaft

Das Wohnhaus war Baujahr 1946 mit der damals üblichen Grösse der Wohnzimmer, die im Vergleich zu heute kleiner waren. Mit Zentralheizung und Warmwasser. Von der Haustüre führte die eine Treppe rechts hoch zu den Parterrewohnungen links und rechts, die andere hinunter zu den Keller-Räumen. Nach der Wohnungstüre folgte ein Gang mit Türen links und rechts zu den Zimmern. Auf der rechten Seite zwei Schlafzimmer. Links zuerst das Badezimmer mit Badewanne, Toilette, Lavabo mit Spiegelschrank. Danach die geräumige Küche, elektrisch, mit Backofen und Kühlschrank. Zusätzlich von uns Mikrowellen-Gerät, elektrischer König-Grill, Kaffee-Maschine, ab Jahr 2000 Abwasch-Maschine. Wir haben einen Tisch mit Eckbank gekauft und dadurch wurde die Küche zum gemütlichen und beliebten Treff auch der Jungen. Am Ende des Ganges geradeaus ein Schlafzimmer, rechts das Wohnzimmer mit Türe zum Gartensitzplatz. Im Wohnzimmer der Auszug-Schiefer-Tisch für 10 Personen mit einer Eckbank und eine Polstergruppe mit Salontisch zum Fernsehen.

1984 kam für die Kinder eine Hauskatze dazu, der Tigi. Weil die Katze nicht ins Freie durfte, hatte ich im Wohnzimmer an Türe und Fenster grossmaschige Gitter angebracht, damit diese trotzdem offen bleiben konnten. Das Katzen-Kistchen platzierten wir neben der Waschmaschine unter dem Lavabo im Badezimmer. Die Katze wurde 18 Jahre alt, bis sie eingeschläfert werden musste und nicht mehr ersetzt wurde.

Für die Wäsche hatte die Siedlung in einem der fünf Wohnblocks einen eigenen Waschsalon mit fünf Maschinen V-Zug, die im Vormonat am Einschreibetag reserviert werden konnten. Für den Transport der Wäsche stand ein Handwagen zur Verfügung. Wir hatten aber unsere eigene Waschmaschine im Badezimmer unter dem Lavabo, den Ausguss-Schlauch mit Bleigewicht in die Badewanne. Im Untergeschoss war noch der frühere Waschraum mit einer intakten Wäsche-Schleuder und zwei grossen Trögen für die Handwäsche. Dort stand auch der Warmwasser-Boiler. Im Raum daneben waren Wäscheleinen gespannt zum Aufhängen und Trocknen. Eine abgeschlossene Türe führte in den Velo-Raum oder zu den Keller-Abteilen mit Naturböden. Unter dem Giebel-Dach befanden sich die Estrich-Abteile sowie zwei weitere Möglichkeiten zur Wäsche-Trocknung an Wäscheleinen.

Das grössere Eltern-Schlafzimmer richteten wir für unsere beiden Söhne ein, durch den grossen Kleiderschrank in der Zimmermitte ohne Sicht-Kontakt der beiden Schlafplätze. Die Tochter hatte immer ihr eigenes Zimmer für sich allein. Zu unserem Ehe-Glück leisteten wir uns ein Schlafzimmer mit Himmel-Bett von Möbel-Pfister in Suhr.

Himmelbett
Wie man sich bettet, so liegt man

Kindergarten und Schulhaus befanden sich in 4 Minuten Fuss-Distanz, ohne Überquerung einer Hauptstrasse. Allein in unserer Genossenschafts-Siedlung mit 96 Wohnungen lebten 75 Kinder im Alter unserer Eigenen mit Jahrgang zwischen 1975-1985.

Die Schulzeit der Kinder war mehr oder weniger problemlos. Wir erzogen unsere Kinder frei denkend, ohne Druck oder Zwang in irgendeine Richtung. Wichtig war uns Anstand, nicht lügen, nicht stehlen, Wort halten, verlässlich sein. Sie erhielten von uns jede notwendige Unterstützung, auch Privat-Stunden in französischer Sprache wurden bezahlt, damit ein Verbleiben in der Sekundarschule möglich war. Vom Besuch des christlichen Religions- und Konfirmanden-Unterrichtes hatten wir sie dispensieren lassen, meine Frau war zwischenzeitlich ebenfalls aus der evangelischen Landeskirche ausgetreten. Einzig die Tochter mussten wir im 9. Schuljahr von der Schule nehmen wegen ihrem Quer eingestiegenen Lehrer, einem ehemaligen Flug-Begleiter. Sie erhielt aber dennoch auf Anhieb eine passende Lehrstelle zur Weiterausbildung. Alle drei Kinder absolvierten erfolgreich ihre Berufs-Ausbildung, welche von meiner Frau gesucht und gefunden wurden.

Als Erwachsene erinnern sich unsere Kinder, sie seien aufgewachsen wie im Paradies. Zu Hause die immer präsente Mutter, die von 1983-2000 als Haus- und Ehefrau arbeitete und den Haushalt, ihre Familie zu jeder Zeit unter Kontrolle hatte, zur Zufriedenheit aller. In jeder meiner freien Zeit war ich zu Hause bei meinen Liebsten, ich suchte und hatte nie ein zweites Zuhause in der Gastronomie. Selbst nur kurze Kaffeepausen machte ich wann immer möglich bei meiner Frau.

Durch meine Berufung in die Siedlungs-Kommission, welche die verschiedenen Anlässe innerhalb der Genossenschaft organisierte, ergaben sich vielfältige soziale Kontakte mit Nachbarn. Nachdem ich den Männerchor Zürich-Affoltern verlassen hatte, organisierten wir einen privaten Singtreff. Bis zu 14 befreundete Personen trafen sich von 1993-2000 monatlich zum gemeinsamen Singen bei Speise und Trank, nachdem ich ein Volkslieder-Textbuch mit 148 Titeln erstellt hatte. Eine Freundin und begnadete Sängerin begleitete uns mit Gitarre. Alle durften singen, niemand musste zuhören. Gesungen wurde in einem Siedlungslokal oder in der Wohnung von Teilnehmenden.

Singtreff

Meine Frau wurde in einen Frauen-Treff jeden Donnerstag-Vormittag bei einer Nachbarin eingeladen und aufgenommen. Sie war die Jüngste. Der Höhepunkt von diesem Dunschtig-Club war alljährlich die Teilnahme an der Fasnacht als Gruppe im grossen Saal des benachbarten Zentrums St. Katharina. Dort wurde auch die jährliche Mieterversammlung abgehalten mit anschliessendem Essen, Tombola und Tanz-Musik bis 2 Uhr morgens.

Fasnacht
Fasnacht 1994

Unser Sonntags-Ausflug führte während Jahren meistens nach Horgen zum Nachmittag-Kaffee-Besuch bei meinen Eltern. Mit dem Auto etwa 30 Minuten Fahrt. Für die Kinder war das alte Bauernhaus mit Umschwung ein Abenteuer und Erlebnis. Trudi backte jeweils einen Gugelhopf oder wir kauften unterwegs eine Frucht-Torte beim Stucki-Beck im Unterdorf. Gelegentlich trafen wir bei solchen Besuchen auch andere Verwandte, welche zufällig ebenfalls vorbei kamen.

Den schulfreien Mittwoch-Nachmittag der Kinder gestaltete meine Frau regelmässig zusammen mit ihren Schwestern. Je nach Wetter wurde in die Nähe gewandert, am Katzensee gebadet, auf der Hürst-Wiese eine Feuerstelle zum Cervelat braten genutzt oder zu Hause gespielt.

Alle zusammen besuchten wir jeweils zum Schwimmen am Samstag-Nachmittag das Hallenbad in Rümlang mit einem grossen Auto-Parkplatz. Zur körperlichen Ertüchtigung hatten wir den 2.3 km langen Vita-Parcours Käferberg mit den verschiedenen Übungen. Am Rand der Strecke war beim Tennisplatz Waidberg ein Parkplatz zum bequemen Umstieg.

Sport betrieben weder meine Frau noch ich. Nach meinen beiden Schienbein-Brüchen mit 13 Jahren mit Ski ohne Sicherheits-Bindung und Fussball mit Wanderschuhen war mir klar, der Schonung von Knochen und Gelenke war längerfristig durch nicht sportliche Tätigkeiten am besten gedient. Alle drei Kinder fuhren ihre eigenen Bike-Fahrräder. Je nach Mode-Strömung dazu Roll-Schuhe, Skateboard, Inline-Skates. Den Söhnen kauften wir ein Peugeot-Moped, sobald sie 14 Jahre alt wurden, Kosten damals 800 Franken.

Der alljährliche Familien-Höhepunkt waren die zwei Wochen Camping am Meer in Cavallino, Italien. Dies waren über all die Jahre hinweg jeweils die einzigen Ferien unserer Familie. Weitere besondere Ereignisse waren die kulturellen Taktgeber, welchen wir in ihrer ursprünglich keltischen Bedeutung unsere Beachtung schenkten. Den Halbzeit-Wechsel Winter/Sommer am 1. Mai begingen wir mit dem Osterfest. Am 1. August dekorierten wir Draussen zum Sommerfest. Halloween, der Wechsel Sommer/Winter am 1. November fand mit Wiënacht statt und die Lichtmess am 1. Februar war die Fasnacht. Dazu kamen unsere und die Geburtstage der Kinder.

Meine Frau war und ist eine grossartige Gastgeberin, verbunden mit ihrer grossen Leidenschaft, der Kochkunst. Sie kann Speisen auf Sterne-Niveau zubereiten und so erstaunt nicht, wenn ich lieber chez Trudi, also bei meiner Frau, essen darf als irgendwo sonst. Wir hatten und haben oft Besuch bei uns zum Essen, vorwiegend aus der Verwandtschaft.

Kochkunst
Kochkunst meiner Frau Trudi

Nach dem Auszug der beiden Söhne 1999 bezog auch die Tochter 2005 ihre eigene Wohnung, nur 350 Meter entfernt. Zum Schutz der Persönlichkeits-Rechte verzichtet diese Autobiographie auf weitere Angaben zu unseren drei Kindern nach deren Wegzug aus ihrem Elternhaus.