Geist im modernen Weltbild


Unabhängigkeit

Wie man sich bettet, so liegt man

Das Ehrenwort ist rechtlich ohne jede Bedeutung, im Gegenteil, viele angeblich Gebildete spotten gar die auf eine ehrenhaft gerechte Gemeinsamkeit (Kooperation) aufbauenden Menschen als emotionale und sentimentale Dummköpfe, die noch nicht einmal Taktik, List und Rhetorik zu ihrem Vorteil einsetzen könnten.

Die Ehrlichkeit ist ein dieser Kultur verloren gegangen und vergessenes Element, das wieder aufgearbeitet werden kann. Man muss sich nur bewusst werden, dass die Kultur der Lügereien und Betrügereien nicht die hier gewachsene ist. Heute ist bekannt, wie sich mit dem keltischen Druidentum eine Lehre entwickeln konnte, die schon vor zweitausend Jahren kein blosser Götzen- oder Götterglaube war, sondern eine Denkweise, welche noch jetzt bloss aktueller Anpassung bedarf. Bis heute beschreiben Schulen und Geschichtsbücher die gewaltsame Ausrottung einer fast das heutige Gebiet Europas umfassenden Denkweise durch das imperialistische römische Reich in einem anpassenden Grundtenor, weil das geschulte Wissen über die Kelten falsch ist.

Die Kelten waren kein Zufallsprodukt der Völkerwanderungen, vielmehr war das keltische Druidentum die einzige Kultur überhaupt, die aus den indoeuropäischen Wanderungen der Megalithzeit und nach der Aufteilung zu Einzelvölkern in Europa nördlich der Alpen selbst entstanden ist. Die Kelten waren auch keine polytheistischen Heiden, wie man dies in den Schulen noch heute unterrichtet, sondern überragten mit der Denkweise ihres Monismus alle Nachbarkulturen mit Ausnahme jener der Germanen, die den Kelten zum verwechseln ähnlich waren und oft auch verwechselt wurden.

Nach Einschätzung von Historikern haben die Kelten damals vor allem wegen ihrer Ehrlichkeit im Kampf beziehungsweise der dadurch fehlenden Taktik, List und Hinterhalt die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den römischen Legionen verloren, was letztlich zu ihrem Verschwinden aus der Weltgeschichte führte.

Was aus politisch-militärischer Sichtweise wie eine Unfähigkeit erscheint, indem scheinbar aus religiösen Gründen irrational reagiert wurde, entpuppt sich jetzt zunehmend als exakt die Grundlage jener Lebensfreude, welche die keltischen Völkerschaften und deren Nachfahren auch in der folgenden Unterdrückung bis auf den heutigen Tag nicht aufgegeben haben. Wenn später das römische Reich zerfiel, ist dies ein schwacher Trost, weil die Keltenvölker durch die Aufhebung der Druidenschulen ihres Gedankengutes beraubt waren.

Noch heute greift die gelehrte Denkweise der europäischen Schulen nahezu nahtlos auf fremde Wurzeln zurück, während das Gewissen, das ist auf Denken bezogen die magische Stufe, dabei stets im Unbewussten bleibt. Vielleicht ist dies aber auch ein Hauptmerkmal der Indoeuropäer im Sinne einer Charaktertendenz, nämlich die Fähigkeit zur kulturellen Verschmelzung bei gleichzeitiger Selbstbehauptung.

Der keltische wie auch der germanische Indoeuropäer jedenfalls war auch in jeder Beziehung integrationsfähig, was die europäischen Völker mit ihrem multikulturellen Pluralismus seit Menschengedenken auszeichnet. Belegt ist schon bei der Völkerwanderung um 100 v.Chr., dass sich die aus Jütland kommenden Kimbern mit den Ambronen und später auch noch mit den helvetischen Teilstämmen der Toutonen und Tiguriner und vermutlich noch anderen in wechselnder Zusammensetzung durch ganz Europa bewegten. Während nun die Kimbern als germanisch gelten, waren die Toutonen als süddeutsche Helvetier eindeutig keltisch. Der bekannte Begriff des furor teutonicus zeigt in diesem Zusammenhang deutlich, wie Geschichte noch lange Zeit wider besseres Wissen falsch weitergegeben wird, indem eine Trennung zwischen Germanen, Kelten und Galliern erfolgt, wo noch gar keine solche Teilung bestand, sondern lediglich kulturelle Unterschiede sichtbar werden. Die Stämme nördlich der Alpen waren nach den Völkerwanderungen allesamt mehr oder weniger locker miteinander verbunden, während südlich der Alpen ein seit Jahrhunderten andauernder Kampf ums Mittelmeer tobte, der als eigentlicher Erster Weltkrieg Europas bezeichnet werden müsste, aus dem schliesslich das römische Reich als neue kriegerische Grossmacht hervorging.

In der Vorgeschichte zum 3. punischen Krieg zeigt sich dann in aller Deutlichkeit, wie sich Politik in Rom zu einer eigentlichen Denkweise entwickelt hat, während bisher die politischen Aktionen als kriegerische Auseinandersetzungen von den Handelsstädten eher als Störung betrachtet wurden. Einerseits wurde den Karthagern ein fast nicht einzuhaltender Friedensvertrag diktiert und in der Folge gezielt darauf hingewirkt, dass über verbündete Dritte, das waren im Fall von Karthago die angrenzenden Numiden, ein Anlass zu erneutem Eingreifen entsteht. Die Quälerei ging soweit, bis die Karthager 149 v.Chr. mit dem 3. punischen Krieg gegen Rom eine Art kollektiver Selbsttötung begingen. Karthago wurde in der Folge restlos zerstört und umgepflügt.

Das von Rom erfolgreich angewandte Prinzip des Entzweien und Schlichten wurde zur Hohen Schule der Politik, die tatsächlich jedoch noch heute lediglich mit einem primitiven Intrigantentum einiger Lügner und Betrüger funktioniert, womit ich wieder beim Ehrenwort wäre, das dieser Kultur verloren gegangen ist. Divide et impera - Wenn zwei sich streiten, lacht der Dritte - auch die strategische Diplomatie von Julius Cäsar in den Gallierkriegen bestand aus einem gezielten Ausspielen der unabhängigen keltischen Stammesführungen gegeneinander, das Bauernopfer des königlichen Schachspiels umfasste dann aber ganze ethnische Gruppierungen, die samt Frau und Kind gemetzelt wurden, wenn gerade kein Bedarf an Fremdarbeitern, also Sklaven, vorhanden war.

Nach dem Abzug der Römer hat sich eine noch heute prägende Entwicklung vollzogen: Die Siedlungsform der Einzelhöfe und Weiler im Verbund mit allgemeinem Besitz, der Allmend. Auch wenn man sich für diese Vorgänge überhaupt nicht interessiert, muss man die Aussage der Volkskunde zur Kenntnis nehmen, dass nichts so sehr den Charakter der Menschen erklärt wie die Art der Umgebung und die Form der Siedlung, welche die Generationen erfahren haben.

Daraus ergeben sich zwei wichtige Folgerungen: Einerseits ist die Ahnenforschung ein Hilfsmittel, die eigene Art und Weise zu verstehen, andererseits ist die Herkunft der Menschen, mit welchen man sich einlassen will, nicht unbedeutend. Empfehlenswert ist die sorgfältige Mitberücksichtigung von beidem im Hinblick auf engere zwischenmenschliche Beziehungen oder Bindungen. Wobei es genügt, sich dessen bewusst zu sein, damit man die darauf zurück zu führenden Probleme richtig einordnen kann.

Die Hofmentalität, die sich aus der Form der Siedlung ergeben hat, kann als die überwiegende Art der mehrheitlich ursprünglich landstämmigen Bevölkerung bezeichnet werden: Jeder ist sein eigener König in seinem kleinen Reich, das gilt auch noch für die Arbeitsplätze, Wohnungen und Reihenhäuser unserer Zeit.

Eine völlig andere Entwicklung nahmen die Reste der keltisch-römischen Bevölkerung. In den verlassenen Kastellen waren Kirchen entstanden. Als die Alemannen unter den Einfluss der bereits christianisierten germanischen Franken gerieten, wurden viele der ehemals römischen Orte und Gutshöfe, die von den Alemannen gemieden wurden, zur Gauverwaltung ausgebaut und befestigt.

Das in römischer Zeit ausgebaute Strassennetz verband jetzt immer grösser werdende Städte der Marktwirtschaft, wo die ursprünglich in befestigten Kastellen und Kirchen erhaltene griechisch-römisch geprägte Denkweise weitergeformt wurde, während auf dem Land eine keltisch-germanische Bevölkerung heranwuchs, die sich erst wieder im 20. Jh. mittels Übervölkerung der Städte durchsetzen konnte.

Interessanterweise wird dieser Vorgang nicht wahrgenommen, weil sich die unterschiedliche Denkweise in der nur oberflächlichen politischen Positionierung der Person auflöst und erst wieder im Moment eines Handlungsbedarfs im Sinne der von der Sache her erzwungenen Entscheidung zum Vorschein kommt.

Als ein Kriterium dieser herkunftsbedingten Veranlagung kann durchwegs der kennzeichnende typisch europäische Individualismus herangezogen werden, der sich dadurch auszeichnet, dass Streben nach Ungebundenheit und Selbstverwirklichung nicht zum Schaden der Gesellschaft führen dürfen. Auf der Basis der sowohl keltischen als auch germanischen Trinität ist dies weder paradox noch widersprüchlich. Das Ergebnis der Handlung ist die Mitte durch die Integration in den Gesamtzusammenhang.

Wie stark die Erfahrung der Vorfahren prägt, zeigt der Umgang mit den Begriffen von Heimat und Vaterland. Selbst der Verlust des Bodens infolge Erbteilung und oder Wegfall der Selbstversorgung hat keine Auswirkung auf den Charakter als Begriff der Heimat im vollumfänglichen Sinn. Der Verkauf des realen Vaterlandes, des Heimet, führt also nicht mehr zum Verlust der Heimat als Daheim.

Allein schon die Möglichkeit, dass die natürliche Unabhängigkeit aus der individuellen Sesshaftigkeit eine mehrtausendjährige Missachtung durch den aus den römischen Befestigungen hervorgegangenen Besitz- und Verwaltungsadel der Angestelltenaristokratie mehr oder weniger unbeschadet übersteht, beweist die Kraft dieses Weltbildes und Lebenswillens.

Das erlebte Wissen darum, dass kein Mensch für sich selbst in diese Welt geboren wird, war und ist im Gedankengut keltischen Ursprungs schon vorhanden und ermöglicht bis heute die Unabhängigkeit zur selbständigen Entscheidung durch das sich bewusst sein [nicht gleich der ideologischen Behauptung vom Sein mit der Metapher Bewusstsein] dieser Verantwortung. Zur Entstehung und Verankerung des Heimatgefühls wird kein reales Land benötigt, im Gegenteil, die Unabhängigkeit ist direkt daran gebunden, nicht mehr zu besitzen wie zum Leben nötig, dies dann aber hundertprozentig.

Bezogen auf den Boden heisst das aktuell vielleicht Teilnahme an einer gemeinnützigen Baugenossenschaft zwecks Beschaffung und Erhaltung von günstigem Wohnraum. Sollte je wieder richtiges Land zur Selbstversorgung fehlen, ist der Boden der Heimat sowieso stets unter der Herrschaft eines unabhängig der Besitzverhältnisse oder Rechtsnormen wirksamen Anspruches der Bevölkerung.

Durch die Unabhängigkeit entsteht also auch jederzeit die Macht der subjektiven Verfügbarkeit, während sich die objektivierbare Verantwortung stets an der tatsächlichen Abhängigkeit von lebenswichtigen Bedürfnissen ausrichtet. Vereinfachend zusammengefasst bedeutet das: Die Ordnung der Besitzverhältnisse ist nicht Ursache, sondern das nicht voraussehbare Resultat der Sesshaftigkeit von Menschen.

Die sozialen Theorien sind aufgrund dieses Sachverhaltes als religiöse Denkmodelle früherer Generationen einzuordnen. Wie in der Physik scheiden sich denn auch an der sozialen Gehirnwäsche die Gedanken und die Geister. Wenn man den zeitlichen Rahmen der Entwicklungen auf die momentan bekannten 15 Milliarden Jahre ansetzt und die eigene Geschichte der letzten 12000 Jahre als Gedankengut zu verarbeiten versucht, wird man sich zwangsläufig eingestehen müssen, dass der persönliche materielle Besitz lediglich für die Dauer der eigenen Existenz von Bedeutung sein kann und die Nachwirkungen selbst in den perfekt organisierten Dynastien allesamt wieder ausgestorben sind.

Besitz hat folglich in sich keinen Sinn, sondern ist lediglich ein Mittel der Existenzsicherung für die überschaubaren Generationen. Zu beachten ist allerdings, dass jeder Besitz die Verfügbarkeit verpflichtet, weil man nur das besitzen kann, was man auch beherrscht. Es ist bemerkenswert, dass Sigmund Freuds Psychoanalyse mitten in einem Gedankengang über die Umwandlung von Gegenwart in Vergangenheit abbricht und unvollendet aufhört, nachdem er den Volksmund erwähnt "Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen".

Dieses Prinzip der Erneuerung auf Kapital angewendet lässt nämlich die damals noch junge ökonomische Mehrwerttheorie von Karl Marx in einen anderen Zusammenhang rücken als jenen, in welchen sie infolge Kommunismus und Sozialismus gedrängt worden ist. Tatsächlich ist noch heute kaum bekannt, dass Zahlungsmittel und kapitalisierte Zahlungsmittel mit Verzinsung nicht dieselbe Form von Geld sind, auch wenn es sich bei beiden um die gleichen Scheine handelt.

In der Werbung der Geldinstitute heisst es: "Bei uns muss ihr Geld arbeiten". So ist es eine moderne Illusion vieler Zeitgenossen zu glauben, das Tauschmittel Geld sei identisch mit Erwerb und Besitz, als ob nicht Bankkonten über Nacht auf Null gesetzt werden könnten oder die Gestelle im Nahrungsverteilerladen plötzlich leer sind und Geld nicht einmal mehr das Papier wert ist, auf das es gedruckt wurde. Dass durch die Zinsen, die aus dem Zahlungsmittelkreislauf kommen, eine kritische Grösse des Kapitals, also der überflüssigen Zahlungsmittel, vorgegeben ist, mag einerseits einleuchten, hindert aber die öffentlichen und privaten Haushalte nicht daran, jedes Jahr mehr an Zinszahlungen aufzuwenden.

Da in dieser Gesellschaft aber nicht die sinnvolle Tätigkeit als Arbeit gilt, sondern der blosse Gelderwerb im Vordergrund steht, ist allerdings kaum damit zu rechnen, dass innert nützlicher Frist die bereits gegen Ende des 19. Jh. von Karl Marx beobachtete Kapitalkonzentration gestoppt werden könnte. Auch der reale Reichtum ist schliesslich in der Unabhängigkeit begründet, sich selber beherrschen zu können und vor allem keine Zahlungsmittel zweckentfremdend zu kapitalisieren.

Materieller Besitz bindet die Verfügbarkeit, weil er beherrscht werden muss, sonst geht er wieder verloren. Es gibt nebenbei erwähnt keinen ersichtlichen Grund zur Annahme, dies gelte nicht ebenso für gedankliches Wissen. Wer einen bestimmten Gedankengang beispielsweise als Wahrheit in Besitz zu nehmen versucht, ist dadurch auch davon besessen und für weitere Gedanken nicht mehr verfügbar. Die Eigentumsgarantie, welche die Gesellschaft den natürlichen und juristischen Personen gewährleistet, ist aber nur ein Instrument aus dem theoretischen Konstrukt der Besitzverwaltung und keine ökonomische Grundlage. Spätestens nach mehrmaliger Erbteilung geht jeder Besitz den Weg allen Überflusses, er löst sich auf und wird wieder Teil des Ganzen.

Über die Jahrhunderte oder Jahrtausende gesehen gelangt insbesondere der als Grundbesitz betrachtete, zurzeit als Hypothekenmarkt funktionierende Boden, stets wieder in die Hände der aktuell anwesenden Allgemeinheit. Wer sich einigermassen beherrschen kann, erreicht jene Unabhängigkeit von scheinbaren Sachzwängen, welche eine eigenständige Position in den vielfältigen Meinungen erlaubt und steht dadurch an der Schwelle zur Kulturpflicht unter Einbezug der gedanklichen Ebene als einem Bestandteil der Natur.