Geist im modernen Weltbild


Weltbild als Ebene

Das angeborene Bild des Denkenden

Jeder Mensch lebt und erlebt in mindestens drei Hauptströmungen der Schöpfungsgeschichte. Das Wunder des Seins besteht für den Menschen in der Wahrnehmung als war-nehmen des Zusammenwirkens dieser Dimensionen. Aber, das Sein, die deutsche Substantivierung, ist nicht bloss etwas Seinendes, sondern etwas werdend Seiendes.

Erst durch die Kunst der Technik wird bewusst, dass selbst das, was man sieht, sich der direkten Anschauung entzieht. Ein Blick in den nächtlichen Sternenhimmel genügt, um sich davon selber zu überzeugen, was es heisst, ins Universum hinein zuschauen, aber nichts zu sehen als jene paar Lichter, die am nächsten sind. Damit also das, was Menschen sehen, erkennbar wird, müssen sie sich jenes denken, was sie nicht sehen, sondern lediglich wissen.

Dieses gesamte Wissen der Menschen kann mit drei hauptsächlichen Bezügen strukturiert werden:

1. Weltbezogene Kosmische Dimension

Energiebindung Materie, Physik, Chemie
Universum, Sonnensystem
Naturgesetze

2. Erdbezogene Biologische Dimension

Leben, Biologie, Ökologie
Flora, Fauna
Fortpflanzung

3. Menschbezogene Gedankliche Dimension

Information, Denken, Glauben
Wahrnehmung, Bewusstsein
Grosshirnrinde

Die Menschwerdung selbst ist in die Entstehung der biologischen Ebene eingebunden und erst danach Teil dieser Zusammenhänge. Es ist nicht auszuschliessen, dass weitere, dem Menschen noch verborgene Entwicklungen bereits stattfinden. Dies deshalb, weil der Mensch in ein grundlegendes Prinzip der Evolution einbezogen ist: Die Selbststeuerung mit Regelung durch Rückkopplung. Physiologische wie auch biologische Prozesse verlaufen in der Form einer Schwingung mit meist charakteristischer Frequenz.

Es gibt keinen ersichtlichen Grund, dieses Grundprinzip der sich selber kontrollierenden Regelung durch Rückkopplung nicht auch bei psychischen Vorgängen zu vermuten. Dieses Prinzip wiederum untersteht auch dem Naturgesetz der Entropie, welches vereinfacht ausgedrückt besagt, dass sich Energiedifferenzen in einem geschlossenen System schliesslich ausgleichen.

Bei den drei Hauptströmungen der Evolution muss es sich also um offene Dimensionen handeln, die für jeden Menschen zu jedem Zeitpunkt und überall einen mehrdimensionalen Zustand der Mitte bilden. In diesem Ausdruck der Natur als Evolution besteht nichts grundlos. Erst wo Licht ist, entstehen Augen zur Orientierung, wo Luft ist entstehen Flügel zum Fliegen, Füsse entstehen, weil der Boden da ist, etc.

Alles in der gedanklichen Welt der Menschen muss auch einen Bezug auf die physikalische wie auch biologische Realität haben beziehungsweise darf diesen Entwicklungen nicht widersprechen. Auch das Denken muss folgerichtig sowohl eine physikalische wie auch eine biologische Realität sein, obschon die Naturwissenschaften bisher nichts Derartiges dokumentieren mit Ausnahme der Information als QuBit in der Quantenphysik.

Nach dem Grundmuster der Evolution ist die Einordnung von Gedanken klar und deutlich: Erst wo Gedanken sind ist, entsteht ein Grosshirn zum Denken. Es liegt in der Evolution nach dem biologischen Prinzip begründet, wenn das Bild von der Welt im Menschen eine angeborene Scheinwelt darstellt. Alle Sinnesorgane liefern lediglich Teilaspekte der Realität und entstanden Jahrmillionen bevor der Mensch über eine Wahrnehmung als war-nehmen und ein sich bewusst werden [nicht gleich der ideologischen Behauptung vom Sein mit dem Sinn-Bild vom Bewusstsein] verfügte, nachdem sich über Stamm- und Zwischenhirn eine Grosshirnrinde entwickelt hatte.

Die noch heute funktionierende Zwischenhirnwelt der Menschen ist nahezu identisch mit der Tierwelt. Im Unterschied zum Grosshirn, welches ein Bild von der Welt herstellt, ist das Zwischenhirn selbst ein Abbild derjenigen Welt, die für die jeweilige Art von Bedeutung ist. Bereits vor der Geburt eines Lebewesens steht unabänderlich fest, welche Welt die Angehörigen einer Gattung als die ihre erleben werden. Wenn sich zum Beispiel eine Maus zum ersten Mal ins freie Feld vortastet, weiss sie schon, vor welchen Vogelarten sie flüchten muss und vor welchen nicht, obschon sie noch nie zuvor einen Raubvogel gesehen hat. Ebenso weiss sie bereits, wie eine Katze aussehen wird bevor sie je eine gesehen hat und was sie dann zu tun haben wird.

Nur diese angeborene Erfahrung der ererbten Verhaltensmuster wird von der Wissenschaft als Instinkt bezeichnet und ist klar von einem intuitiven Verhalten zu unterscheiden. Der Mensch ist heute dazu fähig, seine Gefühle und Wahrnehmungen mit dem Wissen zu verbinden, dass ihn ebenfalls auch die von ihm nicht direkt wahrnehmbare Realität betrifft. Dass zum Beispiel das ultraviolette Sonnenlicht ein Auslöser für Hautkrebs sein kann und dergleichen mehr.

Der Mensch hat einen Zugang zur Gleichzeitigkeit, der Zustand der Mitte wird durch die Wechselwirkungen der Entwicklungen erkennbar. Im Zwischenhirn sorgt aber auch beim Menschen noch immer die angeborene Weltschablone für Ordnung im Chaos der Realität. Dem Einfluss dieser biologischen Schaltzentrale kann sich kein Lebewesen entziehen. Alle Erfahrung, welche Vorfahren durch die Jahrmillionen hindurch zum Überleben unabdingbar brauchten, und nur diese, sind genetisch in jedem Zwischenhirn gespeichert. Instinkt, Angst, Traum finden noch in diesem Muster der längst vergangenen Welt einer früheren Evolutionsstufe statt, verbunden mit der Überlagerung durch das Wissen.

Ein Beispiel: Die Behauptung, man könne ein Unglück herbeireden. Wer nachts allein durch einen dunklen Wald geht, wird die Feststellung machen, dass er plötzlich dazu neigt, Gespenster zu sehen, weil der beim gesunden Menschen führende Lichtsinn seine Funktion nicht mehr vollumfänglich wahrnehmen kann, woraus eine erhöhte Angstbereitschaft resultiert. Jetzt übernimmt eine archaische Welt des Zwischenhirns die Kontrolle, wie sie früher einmal normal war. Nebenbei bemerkt ist die so genannte Bewusstseinserweiterung mittels Drogen oft nichts anderes als ein Herbeiführen dieses archaischen Zustandes, im Grunde genommen eine Bewusstseinsbeschränkung und mit der grossen Gefahr verbunden, in dieser paranoiden Welt gefangen zu bleiben. Wenn jetzt hinter jedem Busch etwas Unvorhersehbares vermutet wird, ist das ein angeborener Vorgang der Fluchtbereitschaft. Tritt dann wirklich einmal ein Ereignis ein, empfindet das sich von etwas bewusst werden [nicht gleich der ideologischen Behauptung vom Sein mit der Metapher Bewusstsein] dies als "ich hab es ja gewusst", besonders wenn vorher an so etwas gedacht oder noch darüber gesprochen wurde. Tatsächlich ist nur der Schreck kleiner, herbeigeredet wurde das Ereignis aber nicht. Das Erstarren in einer solchen Situation ist zudem ein Hinweis darauf, dass die natürlichen Feinde der Menschen in vergangener Zeit offenbar auf Bewegung reagierten und demzufolge Raubtiere waren.

Beim Denken ist in der Folge daran zu denken, dass solche naturbedingten Zusammenhänge auch in allen Gedankengängen stets präsent sein können. So lässt sich vieles erklären und ableiten; vor allem aber kann man sich von den Mühen der gefühlsmässigen Beurteilungen befreien.

Mit zunehmender Tendenz zieht nun aber die Auslösung eines instinktiven, auf die Aussenwelt gerichteten Programmes für den betroffenen Menschen heute in der Regel ein katastrophales Fehlverhalten nach sich, weil das ererbte Abbild der Welt im Zwischenhirn nicht mehr mit der virtuellen Realität in der Grosshirnrinde und dem tatsächlichen kulturellen Stand übereinstimmt.

Die wesentlichste Folgerung aus diesen in allen Kulturen bestehenden Differenzen ist allerdings eine sehr ernsthafte. Es bedeutet nämlich nichts anderes, als dass die der Grosshirnrinde zur Verfügung stehenden Mittel zur gedachten Erkenntnis der Realität ungenügend oder sogar falsch sind. Da die wissenschaftlichen Mittel der Menschen im Nachhinein stets ungenügend waren, weil sie sich ja auch ständig weiter entwickeln, kann der Fehler nur im kulturell praktizierten Einsatz des religiösen Impulses zu suchen sein.

Die Evolution des menschlichen sich von etwas bewusst zu werden [nicht gleich der ideologischen Behauptung vom Sein mit der Metapher Bewusstsein] findet seit Jahrmillionen statt und hat naturbedingt je nach Lebensraum, Erfahrung und Kultur zu unterschiedlichen Völkern geführt, die ihren ganz spezifischen Zugang zur gedanklichen Ebene entwickelt haben mit jeweils unterschiedlichen Arten und Formen des Glaubens und Denkens.

Gedankengänge, geschweige denn ganze Lehren, können nicht einfach wie Import-Export verschoben werden, sondern entwickeln sich in jedem einzelnen Gehirn aufgrund des zur Verfügung stehenden Zustandes. Selbst ein einzelnes Wort hat für jeden Menschen eine eigene Bedeutung. Da auf einer gläubigen Stufe die Kanalisierung und Verankerung von Gedankengängen durch Symbol, Ritual und Brauchtum nahezu ausschliesslich auf der Moral von zufälligen Geschichten als Erfahrung basiert, die man zeitbedingt noch glaubt oder nicht, kann keine Kultur des Denkens entstehen, solange der religiöse Impuls, der ja wie erwähnt über den Umfang der Realität im sich von etwas bewusst zu werden entscheidet, nicht als Bestandteil des Denkens empfunden wird.

Über die Relationen von Materie, Leben und Denken müsste ein gebildeter Mensch unserer Zeit umfassend Bescheid wissen, sonst gehört er zumindest nicht in eine für andere Menschen relevante sozial gesellschaftliche Funktion. Das weit verbreitete Spezialisten- und Expertentum ist lediglich einer weiteren Entwicklung der entsprechenden Teilbereiche förderlich; eine umfassende Denkkultur ist dadurch hingegen verunmöglicht, weil die angeborene Welt des denkenden Menschen nur unter Einbezug einer auch historisch-genetischen Betrachtungsweise sichtbar wird, was mit der heute vorherrschenden Sektiererei vollkommen ausgeschlossen ist.

Die jeweils entsprechenden Informationen sind wohl durch Schulung und Studium vermittelt worden oder jederzeit verfügbar, werden aber nicht gebraucht, weil für Zusammenhänge kein Interesse vorhanden ist. Nun kann der Mensch ja nicht im täglichen Gebrauch ständig ganze Bibliotheken im Kopf präsent haben, entsprechend braucht er eine effiziente Denkkultur, eine Art von gedanklichem [geistigen] Betriebs-System als Logik, welche die Berücksichtigung des gesamten Gedankengutes gewährleistet, was sich erst dadurch äussert, dass einerseits der Singular von Alles und Nichts beachtet wird und andererseits Sinn und Zweck in einer Zielvorstellung ersichtlich wird, die mit Ursache und Wirkung übereinstimmt.

Unter dem Gesichtspunkt einer im Gesetz verankerten Glaubens- und Gewissensfreiheit ist die als Toleranz verstandene Vielfalt eine zwingende Bedingung, entscheidend ist also, dass eine individuelle Positionierung stattfindet und weniger, welcher Art diese ist.